Öffentlicher Teil der Sitzung der IASC-Stiftung, 28.
Juni 2006
Der Vorsitzende des IASB brachte die Treuhänder auf den neuesten
Stand. Er wies darauf hin, dass das Arbeitsprogramm des Boards die
drei von ihm verfolgten Ziele widerspiegeln würde. Zu diesen zählen:
| Konvergenz mit den US-GAAP;
|
| eine größere Anzahl von
Staaten zur Anwendung der IFRS zu bewegen; und
|
| das Projekt für kleine und
mittlere Unternehmen (KMU).
|
Konvergenz mit den US-GAAP
Der Vorsitzende sagte, dass die beiden Boards von einer
gemeinsamen Grundlage aus damit beginnen würden, sich mit den
Sachverhalten zu beschäftigen. Dennoch haben in der Vergangenheit
eines oder beide Board Entscheidungen gefällt, die im Widerspruch zu
ihren gegenwärtigen Rahmenkonzepten stehen. Es wurde die
Notwendigkeit anerkannt, die konzeptionellen Fundamente zu
aktualisieren, was nach gemeinsamer Überzeugung der Boards in Phasen
angegangen werden soll. Die Schritte des Abstimmungsprozesses würden
auf der Grundlage einzelner Kapitel anstelle für das gesamte
Rahmenkonzept stattfinden. Zu jedem Kapitel würde der Board zuerst
ein Diskussionspapier veröffentlichen, dann einen Standardentwurf
und letztlich die endgültige Fassung des Kapitels. Von den acht vom
Board vorgesehenen Kapiteln scheint das zur Bewertung dasjenige zu
sein, dass seitens der Adressaten die meisten Bedenken hervorbringt.
Um sich mit diesen zu befassen, plant der Board öffentliche
Diskussionsrunden zu Beginn des Jahres 2007 abzuhalten.
Die Konvergenzprojekte werden als kurzfristig (zu lösen bis Ende
2007) und mittel- bis langfristig (nach 2007) klassifiziert. Der
IASB hat bereits zwei Standardentwürfe aus kurzfristigen Projekten
herausgegeben - zu Segmentberichterstattung und Fremdkapitalkosten.
Mit drei weiteren Standardentwürfen zu Ertragsteuern, Joint Ventures
und Wertminderungen könnte bis Ende des Jahres gerechnet werden.
Auf Grundlage des Memorandum of Understanding (MoU),
auf das sich der IASB und der FASB im Februar geeinigt hatte, waren
beide Boards davon ausgegangen, für die längerfristigen Projekte bis
zum Jahre 2008 Fortschritte erzielt zu haben. Für einige Projekte
hätte dies schlicht zur Folge, dass sie auf die Agenda genommen
würden, während für andere einige Abstimmungsprozess-Papiere (Due
Process Document) oder ein beträchtlicher Fortschritt erwartet
werden könne. Der Vorsitzende beschrieb kurz jedes der Projekte und
teilte mit, dass nur von zwei von diesen davon ausgegangen werden
kann, dass sie bis Ende 2007 abgeschlossen sein würden, nämlich die
Projekte zu Unternehmenszusammenschlüsse und zu Fair Value
Measurements. In Bezug auf das letztgenannte entschied der Board,
den bevorstehenden FASB-Standard zu Fair Value Measurement nicht als
Standardentwurf herauszugeben, sondern als Diskussionspapier. Die zu
erhaltenden Stellungnahmen würden in einer späteren Phase in einen
Standardentwurf eingefügt.
Andere Konvergenzaktivitäten
Neben der angestrebten Konvergenz mit den US-GAAP, teilte der
Vorsitzende mit, dass der Board ebenfalls Konvergenzprojekte mit
seinen chinesischen, kanadischen und japanischen Pendants begonnen
hat. Er bemerkte, dass er eine weitere Anfrage zur Initiierung eines
Konvergenzprojektes mit dem IASB aus Indien erhalten habe.
Änderungen an den IFRS
Der Vorsitzende sagte, dass er auf seiner Juni-Sitzung zwei
wichtige Entscheidungen in Bezug auf die Frequenz der Herausgabe von
Standards oder Änderungen getroffen habe. Erstens würde jede zu
veröffentlichende Verlautbarung mindestens eine einjährige Frist zur
Umsetzung vorsehen. Dies würde bedeuten, dass sogar ein Standard,
der vor Ende des Jahres 2007 vollendet würde, nicht vor dem 1.
Januar 2009 in Kraft treten würde. Wenn zum Zweiten der Board in
seinen Verlautbarungen einen Fehler aufdeckt, würde dieser in eine
Liste von Änderungen aufgenommen, die als ein „Umfassender
Änderungsentwurf‟ („Omnibus Amendments Draft‟) alljährlich
veröffentlicht würden. Der Board hat diese beiden Entscheidungen in
der Hoffnung getroffen, die von den Erstellern erhaltenen Bedenken
auf angemessene Art und Weise adressiert zu haben.
Anwendung der IFRS
In Bezug auf die zweite Zielsetzung wies der Board darauf hin,
dass IFRS in ungefähr 100 Ländern bereits angewendet wird. Es wurde
die Hoffnung geäußert, dass diese Zahl in den nächsten Jahren um
weitere 50 wachsen wird.
IFRS für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
Im Hinblick auf das KMU-Projekt teilte der Vorsitzende mit, dass
sich die Arbeiten hin zu einem Standardentwurf in ihrer letzten
Phase befinden und annahmegemäß im September abgeschlossen sein
werden. Er gab die wichtigsten vom Board in letzter Zeit getroffenen
Entscheidungen wieder, nämlich:
| der Standard sollte alle
Geschäftsvorfälle abdecken, von denen angenommen werden
kann, dass sie in Bezug auf KMU normalerweise statt finden;
|
| das KMU-Buch sollte in sich
geschlossen sein;
|
| wenn ein Geschäftsvorfall
statt findet, der im KMU-Buch nicht behandelt wird, sollte
eine Bilanzierung unter Anwendung der
Bilanzierungsgrundsätze im KMU-Buch entwickelt werden. Nur
dann, wenn ein KMU auf diesem Wege keine Bilanzierung
ableiten kann, würde es auf die vollständigen IFRS
zurückgreifen;
|
| der Board wird erläutern, für
welchen Unternehmenstyp der Standard zur Anwendung gedacht
war. Dennoch bliebe es dem jeweiligen Rechtskreis
überlassen, zu entscheiden, welche Unternehmen den
KMU-Standard anwenden könnten bzw. sollten; und
|
| alle Kapitel bis auf drei des
KMU-Standards sind abgeschlossen, wobei es sich bei den
dreien, bei denen noch weitere Arbeiten vonnöten sind, um
Finanzinstrumente, Ertragsteuern und Pensionen handelt. Als
Antwort auf eine Frage der Treuhänder sagte der Vorsitzende,
dass ein Bestätigungsvermerk auf eindeutige Art und Weise
auf die jeweils angewandten Bilanzierungsgrundsätze Bezug
nehmen würde, also vollständige IFRS oder IFRS für KMU.
|
Prinzipienbasierte Standards
Der Vorsitzende brachte erneut die volle Unterstützung des Boards
für prinzipienbasierte Standards zum Ausdruck. Er sagte, dass der
FASB und der IASB sich darauf geeinigt hatten, die Formulierung von
„Overriding Principles‟ zu versuchen, die Ausnahmen ausschließen
würden. Von diesen aus würden die jeweiligen Bilanzierungsgrundsätze
abgeleitet. Wenn sich – aus welchen Gründen auch immer – der FASB
zum Hinzufügen von Leitlinien auf seiner Seite der gemeinsam
beschlossenen Verlautbarungen entschließt, müsste eine
Vorgehensweise eingerichtet werden, um deren Ausstrahlung auf die
IFRS zu verhindern.
Der Vorsitzende der Treuhänder dankte dem IASB-Vorsitzenden für
seinen Bericht und bat die Treuhänder um Stellungnahmen. Die
Treuhänder diskutierten die vorgestellten Sachverhalte und hatten
gegenüber dem Vorsitzenden verschiedene damit zusammenhängende
Fragen. Es gab Übereinstimmung zu dem, was der
Vorsitzende vorgetragen hatte. Als Antwort auf eine Frage, ob er
irgendwelche Probleme oder Hindernisse auf dem Weg der Befolgung der
vorgestellten Agenda ausmachen könne, wies der IASB-Vorsitzende die
Treuhänder darauf hin, dass von den elf großen Projekten nur zwei
bis Ende 2007 abgeschlossen sein müssten. Er gestand ein, dass diese
Agenda ambitioniert aber durchführbar sei und die zur Verfügung
stehenden Ressourcen nicht überlasten würde. Seine einzige Sorge
galt der Frage, wer der nächste Chief-Accountant der SEC sein würde,
da dies jemand sein könnte, der sich nicht an die mit dem früheren
Chief-Accountant abgeschlossenen Vereinbarungen halten könne. Es
wurden keine Entscheidungen getroffen.
Bericht des Vorsitzenden des Standardbeirats
Der Vorsitzende des Standardbeirats (Standards Advisory Council -
SAC) berichtete über die wichtigsten Ergebnisse der am Montag und
Dienstag statt gefundenen SAC-Sitzung. Zu den angemerkten Punkten
zählen:
| die SAC-Mitglieder brachten
ihre volle Unterstützung für ein KMU-Projekt zum Ausdruck;
|
| sie hatten ihre Zustimmung zur
Aufnahme der Projekte zu Leasingverhältnissen und Pensionen
auf die Agenda gegeben
|
| sie schienen der Aufnahme
eines Projektes zu nahe stehenden Unternehmen und Personen
auf die Agenda weniger wohlwollend gegenüber zu stehen
(siehe unten);
|
| die SAC-Mitglieder brachten
ein gewisses Maß an Enttäuschung über den langen Zeitraum
zum Ausdruck, der für die Lösung der großen Fragen
vorgesehen war, obwohl die SAC-Mitglieder zugestanden, dass
sich dies zum Teil auf die begrenzte Anzahl an verfügbaren
Mitarbeitern zurückführen ließe;
|
| der SAC diskutierte über die
Marke IFRS, die Strategie und die Interpretation der IFRS
sowie über finanzielle bzw. personelle Fragen in
geschlossener Sitzung. Im Hinblick auf die Strategie würde
eine kleine Arbeitsgruppe eingerichtet, die „Effektivität‟
definieren würde (hinsichtlich der Vorgehensweise des Boards
zum Absolvieren seiner Agenda) und Vorschläge hervorbringen
würde, wie diese gemessen werden könne.
|
Es wurden nur wenige Fragen gestellt und keine Entscheidungen
getroffen.
IASB-Agendavorschläge
Der Vorsitzende des IASB erläuterte, dass drei Themen zur
Betrachtung vorbereitet würden, und zwar eine Änderung an IAS 24
Angaben über Beziehungen zu nahe stehenden Unternehmen und Personen;
die Überarbeitungen von IAS 19 Leistungen an Arbeitnehmer und
die Überarbeitungen von IAS 17 Leasingverhältnisse.
Das erste der drei Themen wurde von China und Japan an den Board
herangetragen. Die grundlegende vorgebrachte Frage war, wie IAS 24
in einem Rechtskreis Anwendung findet, der hauptsächlich durch viele
staatliche Unternehmen, die in Geschäftsvorfälle verwickelt werden,
gekennzeichnet ist. Wenn diese Transaktionen angegeben werden
müssten, so wie im derzeitigen IAS 24 vorgeschrieben, müsste eine
große im Anhang des Jahresabschlusses anzugebende Fülle von
Informationen eingefügt werden, und es wäre hierbei fraglich, wem
diese Informationen nützen sollten. Die Projekte zu Pensionen und
Leasingverhältnissen waren bereits im Memorandum of Understanding (MoU)
mit eingearbeitet und würde eine Entscheidung zur Agenda benötigen.
Der Vorsitzende wies auf die Notwendigkeit der Beachtung beider
Sachverhalte hin, da es Unternehmen durch die gegenwärtigen
Verlautbarungen erlaubt wird, einen großen Teil ihrer Schulden aus
der Bilanz herauszuhalten.
Die Treuhänder erörterten diesen Sachverhalt eine ganze Weile.
Eine große Mehrheit befürwortete, dass Pensionen und
Leasingverhältnisse auf die aktive Agenda gesetzt werden. Allerdings
sahen nicht alle Treuhänder die dringende Notwendigkeit, eine
Entscheidung schon heute zu treffen. Bezüglich des Sachverhalts zu
Beziehungen zu nahe stehenden Unternehmen und Personen gab es eine
Äußerung eines Treuhänders, dass die Beschäftigung mit dem
Sachverhalt auch den Board beim Erreichen seines zweiten bedeutenden
Zieles unterstützen würde (nämlich die Zunahme der Länder, die IFRS
anwenden).
Anschließend forderte der Vorsitzende der Treuhänder den
stellvertretenden Vorsitzenden des IASB auf, einen kurzen Überblick
über den derzeitigen Stand des Projektes von IFRIC zu
Dienstleistungskonzessionsvereinbarungen zu geben. Der
stellvertretende Vorsitzende wies darauf hin, dass er trotz
beachtlichem Fortschritt einiges an Störungen erwartet, so wie die
endgültige Interpretation veröffentlicht wird. Ein Treuhänder
behauptete, dass sogar die überarbeitete Interpretation für seinen
Rechtskreis nicht akzeptabel sei, da 30% bis 40% aller
börsennotierten Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit aufgeben
müssten, wenn dieses Dokument unverändert herausgegeben wird.
Bericht des IFRIC-Vorsitzenden
Der letzte Punkt auf der Agenda der öffentlichen Sitzung war ein
Bericht des Vorsitzenden von IFRIC. Er hob hervor, dass die meisten
Interpretationsanfragen zu den Themen Finanzinstrumente,
Leasingverhältnisse, Ertragsrealisierung und anteilsbasierte
Vergütung erhalten wurden. Er sagte des Weiteren, dass IFRIC die
meiste Zeit für Sachverhalte verwenden würde, die nicht auf die
Agenda genommen wurden, da die Antragsteller Leitlinien zur
Anwendung und keine Interpretationen anforderten. Der
IFRIC-Vorsitzende kündigte gegenüber den Treuhändern an, dass IFRIC
nach der Verbesserung seiner Prozesse auf vielfältige Art und Weise
streben würde:
| Erstens werden alle
zukünftigen IFRIC-Sitzungen für das Internet aufgezeichnet
und auf die Website des IASB eingestellt, beginnend mit der
Sitzung im Juli 2006.
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| Zweitens plant IFRIC, die
Adressaten darüber auf dem neuesten Stand zu halten, in
welchem Stadium des Abstimmungsprozesses sich die Eingabe zu
jedem Sachverhalt befindet. Der Vorsitzende von IFRIC wies
darauf hin, dass alle Entscheidungen von IFRIC in Bezug auf
die Nichtaufnahme von Sachverhalten auf die Agenda bereits
auf der Website des IASB, nach betroffenen IAS/IFRS
sortiert, verfügbar sind. Die Verweise würden aber nicht auf
dem neuesten Stand gehalten.
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Auch wenn die meisten Treuhänder der Vorgehensweise von IFRIC
beim Umgang mit den Sachverhalten zustimmten, gab es Bedenken
hinsichtlich der Anzahl der herausgegeben Nicht-Interpretationen, da
andere Interpretationsgremien diese Lücke füllen könnten und nach
deren Meinung für richtig erachtete Leitlinien herausgeben könnten.
Der Vorsitzende gab zu, dass dies ein bekannter Sachverhalt sei.
Diese Zusammenfassung basiert auf Notizen, die von
Beobachtern bei der Sitzung der IASC-Stiftungs-Treuhänder gemacht
wurden. Sie sind nicht als offizielle oder endgültige
Zusammenfassung zu verstehen.
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