Notizen vom 17. Weltkongress der Rechnungsleger

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16.11.2006

Mehr als 5.000 Vertreter aus 120 Ländern nehmen am 17. Weltkongress der Rechnungsleger in Istanbul (Türkei) teil, der vom 13. bis 16. November 2006 stattfindet.

Es finden ca. 50 Plenar- und Fachsitzungen statt. Nachfolgend finden Sie die Notizen unserer internationalen Kollegen zu einigen Sitzungen des dritten Kongress-Tages.

Notizen vom 17. Weltkongress der Rechnungsleger

Istanbul, Türkei, 15. November 2006

2. Plenarsitzung

Das Thema der zweiten Plenarsitzung des Kongresses war die weltweite Kapitalmarkt-Stabilität und der Berufsstand der Rechnungsleger. Rene Ricol (früherer Präsident der IFAC, Frankreich) eröffnete die Sitzung mit der Wiederholung eines allgemein bekannten Themas: die Stabilität der Kapitalmärkte ist grundlegend für die Entwicklung. Um ihre Rolle in der Wertschöpfungskette des Kapitalmarktes zu erfüllen, müssen Rechnungsleger Integrität aufweisen und den Kampf gegen Korruption und Geldwäsche aufnehmen.

Taizo Nishimuro, Präsident und CEO der Wertpapierbörse in Tokio (Tokyo Stock Exchange, TSE) gab einen Überblick über die Tätigkeiten der TSE und erklärte, wie diese auf aufsichtsbehördliche als auch technologische Fortschritte reagiert. Zu den bislang unternommenen Schritten zur Sicherung der Integrität der Finanzberichterstattung der japanischen Wertpapiermärkte gehört die Anforderung der Aufstellung eines Unternehmensberichtes zu internen Kontrollen und eines unabhängigen Prüfungsberichts hierzu.

Sir David Tweedie (Vorsitzender des IASB) erklärte, warum weltweite Rechnungslegungsstandards, prinzipienbasiert und Förderung einer sachgerechten Ausübung beruflichen Ermessens, sehr wichtig sind, um effiziente globale Kapitalmärkte sicherzustellen. Er schlägt drei Tests vor, die ein hochqualitativer Rechnungslegungsstandard bestehen muss:

Können wir den Standard in einer Minute erklären?

Macht dieser intuitiv Sinn?

Ist dieser in einfachem Englisch geschrieben?

Er betonte, dass der Berufsstand der Rechnungsleger eine "einmalige Gelegenheit" dazu habe, Standards von regelbasierten Systemen zurückzuziehen, dazu wird allerdings das Nachfolgende benötigt:

Zurückhaltung seitens der Bilanzersteller und Wirtschaftsprüfer bei der Nachfrage nach Interpretationen und detaillierten Anwendungsleitlinien

Akzeptanz durch Aufsichtsbehörden, dass Ermessensausübungen in einer prinzipienbasierten Umgebung dazu führen können, dass zwei Unternehmen bei ähnlichen Umständen zwei unterschiedliche Rechnungslegungsantworten erhalten.

Er beendete seine Rede mit einer Einladung des Berufsstandes der Rechnungsleger, die Herausforderungen der Implementierung der IFRS anzunehmen.

Samuel DiPiazza (Global CEO, PricewaterhouseCoopers) betonte, dass der Berufsstand der Rechnungsleger nur wachsen kann, wenn er relevant bleibt. Wir sollten jeden Tag hinterfragen, ob wir Vertrauen und Werte schaffen. Er merkte an, dass die derzeitigen am Unternehmen Interessierten (Stakeholders) Finanzinformationen anfordern, die die wirtschaftliche Wirklichkeit widerspiegeln und empfahl dem IASB, in diese Richtung fortzufahren. Er schlug drei Ziele eines "nachhaltigen Berufsstandes der Rechnungsleger" vor:

Prüfung mit Qualität vorzunehmen: Der Bestätigungsvermerk verleiht den Finanzinformationen Glaubwürdigkeit im Kapitalmarkt. Es ist die Pflicht von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Wirtschaftsprüfer zu gewinnen und auszubilden, die qualifiziert und kritische Denker sind.

Weltweite Konvergenz der Standards: Es gibt keine nationalen Finanzinformationen mehr. Sie sind zumindest regional, oft sogar global. Die IFRS sind das Mittel zur Erreichung von verlässlichen und konsistenten Finanzinformationen. Die Standards sollten nicht zu komplex sein und müssen auf einer angemessenen Ermessensausübung basieren. Das aufsichtsrechtliche und gesetzliche Umfeld muss diese Ermessensausübungen respektieren.

Relevante Berichtserstattung: Die Investorengemeinschaft konzentriert sich auf die wirtschaftliche Realität, welche sowohl aus finanziellen als auch nicht-finanziellen Informationen besteht; und Informationen, die im gleichen Maße zukunftsgerichtet wie auch retrospektiv sind. Zur Sicherung der Relevanz und Verwendbarkeit muss der Berufsstand die Zeitnähe von Informationen und die zur Kommunikation vorhandene Technologie überdenken.

Er beendete seine Anmerkungen indem er klarstellte, dass alle Beteiligten der Wertschöpfungskette der Finanzberichterstattung in diese Bemühungen mit einbezogen werden müssen.

Zum Schluss sprach Professor Mustafa Aysan als Ersatz für den türkischen Staatsminister, Ali Babacan, der aufgrund kurzfristig bekannt gewordener staatlicher Angelegenheiten nicht teilnehmen konnte. Er gab einen Überblick über die Historie der IFRS in der Türkei und sprach sich für eine "Übernahme" im Gegensatz zu einer "Anpassung" der vom IASB erstellten Standards aus.

IFRS für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU)

Das Projekt des IASB zur Entwicklung von IFRS für KMU war Gegenstand eines Seminars an dem über 1.000 Vertreter teilnahmen. Den Vorsitz des Seminars hatte Sylvie Voghel, die Vorsitzende des Komitees für "Small and Medium Practices" (SMP) der IFAC ist.

Paul Pacter (Direktor des IASB zu KMU-Standards und Webmaster von www.iasplus.com) startete mit einem Überblick zur Geschichte des Projektes und den Status des Exposure Draft (ED) Entwurfes. Er merkte an, dass ein nahezu endgültiger Entwurf des ED, zusammen mit einer Einladung zur Kommentierung, erläuternden Jahresabschlüssen und einer Anhangangaben-Checkliste letzte Woche auf der Website des IASB www.iasb.org veröffentlicht wurde. Er sagte, dass der IASB den ED wahrscheinlich Ende Dezember oder Anfang Januar für Stellungnahmen freigeben wird. Er ging auf folgende Punkte ein:

In den vollständigen IFRS enthaltenes Material, das im Entwurf des ED nicht beinhaltet ist, da es als nicht typisch für KMU erachtet wurde

Wahlrechte der vollständigen IFRS, die im Entwurf des ED nicht beinhaltet sind (im Allgemeinen dort, wo IFRS Rechnungslegungswahlrechte zulässt, sehen die KMU-IFRS immer die einfachere Variante vor; eine Alternative für das KMU besteht allerdings durch Querverweise zu den vollständigen IFRS)

Vom Board vorgenommene Ansatz- und Bewertungsvereinfachungen

Vorgeschlagene Vereinfachungen, die abgelehnt wurden.

Klicken Sie auf den folgenden Link zur Ansicht der englischsprachigen Präsentation von Paul Pacter (222 KB).

Stellungnahmen zum Entwurf des ED wurde von folgenden Personen geäußert:

Arnon Ratzkovsky, Vorsitzender des Accounting Standards and Financial Reporting Committee des israelischen Instituts der Wirtschaftsprüfer

Mohamed Ali Elaouany Cherif, Partner von Mazars (Tunesien) und Mitglied des SMP-Komitees von IFAC

Pierre Barnes, Präsident der Interamerican Accounting Association (IAA)

Pierre Barnes zeigte auf, dass seine Organisation der Auffassung ist, dass, zusätzlich zu den Standards für börsennotierte Unternehmen und KMU, eine dritte Ebene von Rechnungslegungsstandards vonnöten ist - eine für "Kleinstunternehmen" (Micro-Sized Entities) mit weniger als 10 Mitarbeitern. Er merkte an, dass die IAA ein Projekt zur Entwicklung von Rechnungslegungsstandards für Kleinstunternehmen angestoßen hat.

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