Vorwort zu IFRSs in your Pocket 2007
Es ist eine
schwierige Zeit Mitglied des IASB zu sein. Der Board muss
sich zurzeit fühlen, als wenn er versucht ein Haus auf
Treibsand zu bauen. Der feste Boden, auf dem seine
vorherigen Bemühungen basierten, wurde durch die Debatte der
Grundprinzipien des Rahmenkonzeptes allmählich unterspült.
Als eifrige Beobachter unterschätzen wir nicht seine
missliche Lage.
Aber wir glauben,
dass die missliche Lage durch Unstimmigkeiten in der Führung
der derzeitigen Agenda verschlimmert wird. Wir stellen fest,
dass das oberste Ziel des Boards klar sein sollte – die
Entwicklung eines in sich geschlossenen Systems von
prinzipienbasierten Standards. Wir sind jedoch besorgt, dass
es für eine Reihe von Vorschlägen, die aus den jüngsten
Überlegungen des Boards hervorgegangen sind, nicht scheint,
dass sie ein wirklicher Fortschritt in Richtung dieses Ziels
sind. In der Tat würden einige dieser Vorschläge Standards
(wie beispielsweise IAS 1 und IAS 37), die zufriedenstellend
innerhalb des derzeitigen Bilanzierungsmodels und der
Bilanzierungsumgebung funktionieren, untergraben, und würden
unseren Erachtens zu minderwertigen Standards führen. Der
eigentliche Grund für diese Situation ist, so glauben wir,
der Druck, der durch die kurzfristigen Verpflichtungen des
Boards gemäß der
Fahrplans
zur Konvergenz mit den US GAAP und
der entsprechenden Absichtserklärung von IASB und FASB entstanden ist.
Wir bei Deloitte
sind engagierte Unterstützer der Konvergenzbestrebungen der
nationalen Standardsetter weltweit und des IASB und des FASB
im Besonderen. Da wir diesen Prozess unterstützen, haben wir
wesentliche Vorbehalte gegenüber der Herangehensweise des
IASB an seine Agenda zur kurzfristigen Konvergenz.
Konvergenz sollte immer die hochwertigste Lösung sein – und
der Board muss unter allen Umständen zeigen (nicht nur
beteuern), dass es einen überzeugende Beweis gibt, dass die
gewählte Herangehensweise die hochwertigste Lösung ist. Ein
neues Beispiel für das Scheitern des Boards diese
Verpflichtung zu erfüllen, ist die Abschaffung des
Wahlrechts alle Fremdkapitalkosten als Aufwand zu erfassen.
Es hat praktisch trotz der zahlreichen ablehnenden
Stellungnahmen zu dem Entwurf keine konzeptionelle Debatte
stattgefunden – dennoch hat der Board diesen Vorschlag
weiterverfolgt, um seine Verpflichtungen aus dem Fahrplan zu
erfüllen. Die Absichtserklärung ist eindeutig ein sehr wichtiges Dokument
– wenn auch eines, das nie öffentlich debattiert worden ist.
Mit dem Blick nah
vorn glauben wir, dass die höchste Priorität des Boards die
Entwicklung des neuen Rahmenkonzeptes sein sollte. Wir geben
zu, dass es Projekte geben wird, die nicht bis zur
Fertigstellung des Rahmenkonzeptes warten können und, dass
eine Notwendigkeit für Zwischenlösungen in einigen Bereichen
geben ist. Aber der Board muss sich diesen Lösungen mit
Sorgfalt nähern und die Untergrabung von Standards
verhindern, die, obwohl sie nicht perfekt sind, gut genug
funktionieren, bis diese Bausteine einmal etabliert sind.
Ken Wild
Global IFRS Leader
Deloitte Touche
Tohmatsu
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