IASB-Vorsitzender steht britischem Parlament Rede und Antwort
08.12.2008
Bei einer Anhörung des Finanzkomitees des britischen Parlaments zur Finanzmarktkrise am 11. November 2008 sagte unter anderem der Vorsitzende des IASB, Sir David Tweedie, aus.
Frage 186, Vorsitzender des Komitees: Sir David, 'rückgratlos' und 'eingebrochen'. Was sagen Sie dazu? Sir David Tweedie: Ich glaube, wir haben etwas erlebt, von dem ich zuerst einmal hoffe, dass wir das in der Standardsetzung nie wieder erleben werden. Ich glaube allerdings, dass es nur eine stumpfe Drohung war, unsere Organisation "wegzupusten". Es kam sehr sehr schnell. Wir hörten eine Rede des Kommissars, in der es hieß, er habe die gesetzgeberischen Schritte vorbereitet, einen "carve out" von Teilen unserer Standards vorzunehmen. Bis jetzt können sie keine zusätzlichen Formulierungen einfügen (obwohl ich den Verdacht hege, dass auch darüber nachgedacht werden könnte); sie können nur Teile streichen. Das würde bedeuten, dass sie Sachen aus der Handelskategorie in irgendeine andere Kategorie — "bis zur Endfälligkeit gehalten" oder was auch immer — übertragen können, ohne dass es irgendwelche Kontrollen gibt. Dann hätten Unternehmen Posten daraus entnehmen können — und zwar nicht zum beizulegenden Zeitwert, wie wir das fordern, sondern zum ursprünglichen Transaktionspreis beispielsweise. Es gab keine Angaben; man hätte nie gewusst, was passiert wäre, und plötzlich hätten wir eine Umkehr all der Verluste gesehen, wenn die Unternehmen nicht der Meinung gewesen wären, dass die Vermögenswerte dauerhaft im Wert gemindert wären. Meiner Meinung nach wäre die Rechnungslegung in Europa total außer Kontrolle geraten, wenn man von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hätte, einen "carve out" vorzunehmen. Unser Problem war, dass wir ursprünglich beabsichtigten, mindestens eine Woche zur Verfügung zu haben, um herauszufinden, ob wir es tatsächlich geschafft haben, Äquivalenz in unseren Standards zu den Vereinigten Staaten im Hinblick auf Umklassifizierungen herzustellen. Wir hatten keine Woche, wir hatten nur wenige Tage. Was wir getan haben, war, den amerikanischen Standardsetzer, die Börsenaufsicht in den Vereinigten Staaten und die großen Prüfungsgesellschaften zu kontaktieren und zu sagen: "Wir glauben, dass wir das hier erreicht haben. Stimmt das?" Als wir die Frage jedoch stellten, hatten wir keine Zeit für wie immer geartete Konsultationen — wir stellten die Frage am Montag, und, wenn ich mich recht erinnere, die Europäische Kommission hat am Dienstag oder am Mittwoch abgestimmt. Wir haben auf der Sitzung erklärt: "Wenn wir feststellen, dass wir einen Fehler gemacht haben, werden wir die Sache nochmal aufrollen." In gewisser Weise haben wir einen Fehler bei den Übergangsbestimmungen. Das passiert, wenn es keinen Konsultationsprozess gibt. |