Bericht des Stabs der SEC — Zusammenfassung
17.07.2012
Wir haben unsere Zusammenfassung des Berichts des Stabs der US-amerikanischen Wertpapier- und Börsenaufsicht (Securities and Exchange Commission, SEC) mit dem Titel 'Arbeitsplan für die Erwägung der Einbettung der international Financial Reporting Standards in das Rechnungslegungssystem US-amerikanischer Unternehmen' eingestellt.
Deloitte-Zusammenfassung des Berichts des Stabs der SEC
Am 13. Juli 2012 hat die SEC den endgültigen Bericht seines Stabs mit dem Titel Arbeitsplan für die Erwägung der Einbettung der international Financial Reporting Standards in das Rechnungslegungssystem US-amerikanischer Unternehmen herausgegeben. Der Bericht stellt den letzten Schritt des Arbeitsplans dar, der vom Stab der SEC zur Vorbereitung der Prüfung einer möglichen IFRS-Übernahme in der Vereinigten Staaten entwickelt und im Februar 2010 veröffentlicht worden war. Zweck des Arbeitsplan war es, bestimmte Bereiche und Faktoren zu untersuchen, die für die SEC bei ihren Erwägungen, ob, wann und wie die IFRS in das Berichterstattungssystem der Vereinigten Staaten integriert werden könnten, relevant sein könnten. Der Stab der SEC hatte im Lauf der letzten Jahre mehrere Zwischenberichte veröffentlicht, die Einblicke zu den Fortschritten, Beobachtungen und Ergebnissen im Rahmen der Abarbeitung des Arbeitsplans gewährten. Im endgültigen Bericht werden Beobachtungen und Ergebnisse zu einem einzigen Dokument zusammengefasst.
Als Ergebnis seiner Untersuchungen weist der Stab der SEC insbesondere auf folgende bedeutenden Sachverhalte hin:
- Entwicklung der IFRS – Weltweit herrscht die Ansicht, dass die IFRS allgemein hochwertige Standards sind. Obwohl sowohl US-GAAP als auch IFRS Bereiche enthalten, die noch weiterer Entwicklung bedürfen, ist die Meinung unter den US-amerikanischen Anwendern, dass die "Lücke" unter IFRS größer ist. Das betrifft beispielsweise Bilanzierungsfragen im Zusammenhang mit Rohstoffindustrien, Versicherungen und preisregulierten Branchen. Im Rahmen der gemeinsamen Konvergenzprojekte sind Fortschritte erzielt worden.
- Interpretationsprozess – Das IFRS Interpretations Committee sollte mehr tun, um Anwendungsfragen zeitnah zu adressieren, um Abweichungen in der Praxis in Bezug auf die Anwendung der IFRS zu reduzieren. Obwohl jüngste Änderungen an den Prozessen des Committees diesen Bedenken entgegentreten könnten, sieht der Stab der SEC sich noch nicht in der Lage, zu beurteilen, ob diese Änderungen Wirkung zeigen werden.
- Die Einbindung nationaler Standardsetzer durch den IASB – Nach Meinung des SEC-Stabs muss der IASB mehr tun, um die verschiedenen rechtskreisspezifischen Rechnungslegungs- und aufsichtlichen Rahmenkonzepte zu verstehen, und sollte sich mehr auf nationale Stadardsetzer verlassen. Dies gelte beispielsweise für Bereiche, in denen nationale Standardsetzer über mehr Expertise verfügen, für Einbindungsaktivitäten, für das Identifizieren von Abweichungen in der Praxis und für die Überprüfung von Standards nach deren Einführung. Der IASB ist gegenwärtig dabei, einen Plan zu entwickeln, dessen Ziel es sein soll, seine Beziehungen zu den nationalen Standardsetzern zu formalisieren, während gleichzeitig die neue Agenda des IASB entwickelt wird. Es war bereits die Rede davon, die Forschungsphase zu neuen Projekten des IASB in die Hände von nationalen Standardsetzern zu legen.
- Globale Anwendung und Durchsetzung – Obwohl die Abschlüsse, die der Stab der SEC untersucht hat, im Wesentlichen im Einklang mit den IFRS zu stehen schienen, gibt es in der Anwendung der IFRS weltweit Abweichungen. Die Regulatoren verschiedener Rechtskreise müssen nach Ansicht des Stabs der SEC besser zusammenarbeiten, um gemeinsam eine einheitliche Anwendung und Durchsetzung der IFRS zu fördern.
- Führungsstruktur des IASB – Die Führungsstruktur der IFRS-Stiftung "scheint eine vernünftige Balance in Bezug auf die Aufsicht über den IASB bei gleichzeitiger Anerkennung und Unterstützung der Unabhängigkeit des IASB zu gewährleisten". Es könne nach Meinung des SEC-Stabs jedoch notwendig sein, Mechanismen einzuführen, die die US-amerikanischen Kapitalmärkte berücksichtigen und schützen. Dies könne beispielsweise dadurch geschehen, dass der FASB über die Übernahme der IFRS für die Anwendung in den Vereinigten Staaten entscheidet (Endorsement-Prozess).
- Status der Finanzierung– Obwohl es Fortschritte bei der Entwicklung eines Finanzierungsmechanismus für die IFRS-Stiftung gab, drückt der Stab der SEC Bedenken hinsichtlich der gegenwärtigen Finanzierungsressourcen aus. Dies schließt auch die Abhängigkeit von den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Bezug auf die Finanzierung ein. Gegenwärtig erfolgt die Finanzierung durch "Unternehmen, gemeinnützige Organisationen und Regierungen aus weniger als 30 Ländern". Die IFRS-Stiftung war nicht erfolgreich in ihren Bemühungen, genügend Mittel für den US-amerikanischen Anteil an der Finanzierung des Budgets einzuwerben.
- Rechnungslegungskenntnisse der Anleger – Investoren haben eine "einheitliche" Kenntnis in Bezug auf Rechnungslegungsfragen. Unabhängig von der letztlich durch die SEC zu fällenden Entscheidung beabsichtigt der Stab der SEC, weiter zu untersuchen, wie die Einbindung und Ausbildung der Anlager verbessert werden kann.
Was im Hinblick auf den Bericht am interessantesten sein mag, ist nicht so sehr, was der Bericht darstellt, sondern was er nicht ist. Der endgültige Bericht des Stabs enthält nicht einmal die Andeutung einer Empfehlung, welches weitere Schritte der SEC in Bezug auf die IFRS sein könnte. Der endgültige Bericht enthält auch keinen Hinweis, ob er von der SEC zur Kenntnis genommen wurde oder ob er in irgendeiner Weise die Ansicht der SEC widerspiegelt. Es wird explizit darauf hingewiesen, dass die Veröffentlichung "nicht besagt, dass die Kommission irgendeine politische Entscheidung getroffen hat, ob die International Financial Reporting Standards in das US-amerikanische Rechnungslegungssystem übernommen werden sollen und wie dies gegebenenfalls umzusetzen wäre, und dies sollte auch nicht hineingelesen werden". Der Arbeitsplan habe auch nicht darauf abgezielt, "die grundlegende Frage zu beantworten, ob ein Übergang auf die IFRS im besten Interesse der US-amerikanischen Wertpapiermärkte und insbesonderen der Anleger sei". Obwohl der Arbeitsplan nun abgeschlossen ist, wird im endgültigen Bericht des Stabs eingestanden, dass "weitere Untersuchungen und Erwägungen zu dieser entscheidenen politischen Frage notwendig sind, bevor irgendeine Entscheidung der Kommission erfolgen kann, ob eine Übernahme der IFRS in das Finanzberichterstattungssystem für US-Emittenten erfolgen kann". Obwohl der Abschluss des Arbeitsplans ein wichtiger Schritt für die Vereinigten Staaten darstellt, bleiben viele Fragen unbeantwortet.