IASB-Vorsitzender spricht über Finanzstabilität und was die Rechnungslegung beitragen und nicht beitragen kann

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04.06.2012

Am 4. Juni 2012 sprach Hans Hoogervorst, Vorsitzender des IASB, bei der 3. EZB-Konferenz zu Rechnungslegung, Finanzberichterstattung und Corporate Governance für Zentralbanken in Frankfurt am Main. In seiner Rede legte er den Schwerpunkt auf Finanzstabilität und die Frage, was Rechnungslegungvorschriften zu diesem Ziel beitragen können - insbesondere Transparenz im Hinblick auf Wertminderung.

Hoogervorst begann seine Rede damit, dass er darauf hinwies, dass in den Diskussionen darüber, was das primäre Ziel der Standardsetzung sein sollte, Transparenz und Finanzstabilität oft als entgegengesetzt wahrgenommen würden. Dies, so Hoogervorst, sei eine in hohem Maße falsche und hinderliche Annahme, da Transparenz genau das sei, was Rechnungslegungsvorschriften zur Finanzstabilität beitragen könnten.

Der IASB-Vorsitzende sagte sehr deutlich, was Standardsetzer nicht leisten können: Sie können Stabilität nicht aus sich allein heraus gewährleisten, und sie können (und wollen) nicht dafür sorgen, dass Bilanzposten stabil erscheinen, wenn sie es nicht sind. Sie können allerdings zu verbesserter Transparenz beitragen, und diese wiederum gibt den Aufsichtsbehörde und Zentralbanken die Möglichkeit, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Instrumenten zu reagieren.

Hoogervorst nannte drei Aspekte der Transparenz, die im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise und der Eurokrise wichtig waren und sind:

Verschärfung der Konsolidierungsvorschriften, um unerwünschte außerbilanzielle Finanzierungen zu vermeiden - dies war insbesondere in den Vereinigten Staaten ein Problem, aber verbesserte Konsolidierungs- und Angabevorschriften wurden während der Finanzmarktkrise in die US-GAAP aufgenommen. Hoogervorst führte dies als einen wertvellen Beitrag an, den Standardsetzer zu erhöhter Transparenz leisten können, und schloss: "[W]ir können vernünftigerweise hoffen, dass dieses Problem nun der Vergangenheit angehört."

Abgewogene Anwendung der Zeitwertbilanzierung, um Volatilität zu zeigen, die Geschäftsmodellen und Märkten innewohnt - während der Finanzmarktkrise war oft danach gerufen worden, die Zeitwertbilanzierung aufzugeben, da man der Meinung war, dass sie zu künstlicher Volatilität führe. Hoogervorst wies jedoch darauf hin, dass der Finanzsektor eine Branche ist, dem eine große Menge Volatilität innewohnt; diese nicht zu zeigen, würde die Transparenz verringern, nicht erhöhen. Gleichzeitig sind sich die Standardsetzer wohlbewusst, dass fortgeführte Anschaffungskosten nach allgemeiner Meinung bei bestimmten Instrumenten relevantere Informationen bieten als kurzfristige Marktfluktuationen. Deshalb hat sich der IASB entschieden, in IFRS 9 mit einem gemischten Bewertungsmodell fortzufahren. Hoogervorst sprach auch kurz über die jüngsten Entwicklungen bei der begrenzten erneuten Erörterung von IFRS 9 und die Entscheidung, eine Kategorie der Zeitwertbewertung mit Erfassung der Wertänderungen im Sonstigen Gesamtergebnis  wieder einzuführen.

Zurverfügungstellung eines gut funktionierenden Wertminderungsmodells für verlässliche und glaubwürdige Bewertungen zu fortgeführten Anschaffungskosten - das gegenwärtige Wertminderungsmodell, das auf eingetretenen Verlusten basiert, wurde während der Finanzmarktkrise und der Eurokrise ebenfalls kritisiert. Hoogervorst gab zu, dass dies wahrscheinlich zum Teil gerechtfertigt sei, obwohl das Modell auch darunter gelitten habe, dass es nicht mit ausreichender Strenge angewendet worden sei, da es Wertminderungsauslöser zuhauf gegeben habe, die jedoch aus diversen Gründen ignoriert worden seien. Nichtsdestotrotz entwickeln IASB und FASB derzeit ein Modell, das auf erwarteten Verlusten, nicht auf eingetretenen Verlusten, basiert und von dem Hoogervorst der Meinung ist, dass es einen bedeutenden Beitrag zur Erhöhung der Transparenz leisten wird. (Eine erneute Veröffentlichung des Entwurfs zu Wertminderungen wird im vierten Quartal 2012 erwartet.) Hoogervorst wies jedoch auch auf die Grenzen des neuen Modells hin:

 

[W]ie ich schon vorher sagte, hängt das Modell der erwarteten Verluste in einem gewissen Grad von Ermessensentscheidungen ab. Vor der gegenwärtigen Krise waren viele Banken und ihre Aufsichten offensichtlich nicht in der Lage, Risiken perfekt vorherzusehen [... und] es gibt keine Garantie, dass künftige Banker einen wesentlich besseren Job in der Risikovorhersage machen werden als die gegenwärtigen Banker. Deshalb ist es nicht wahrscheinlich, dass alle Risiken, die sich während eines wirtschaftlichen Aufschwungs aufbauen, rechtzeitig erkannt werden. Selbst bei einem Modell der erwarteten Verluste werden viele Verluste erst erkennbar werden, wenn der wirtschaftliche Abschwung beginnt.

Sie können den vollständigen Text der Rede von Hoogervorst in englischer Sprache direkt auf der Internetseite des IASB einsehen.

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