Die öffentliche Sitzung wurde von Vertretern der Standardsetzer aus Australien, Belgien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Hongkong, Indien, Italien, Japan, Kanada, Korea, Malaysia, Mexiko, den Niederlanden, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Pakistan, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Singapur, Spanien, Südafrika, Syrien, Taiwan, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten besucht. Außerdem waren Vertreter der Europäischen Beratungsgruppe für Finanzberichterstattung (European Financial Reporting Advisory Group, EFRAG), des International Accounting Standards Board (IASB), des Rats für internationale Rechnungslegungsstandards für den öffentlichen Sektor (International Public Sector Accounting Standards Board, IPSASB) und des IFRS-Beirats des IASB ebenfalls anwesend.
Eine vollständige Übersicht über die besprochenen Themen hatten wir Ihnen bereits am 4. April 2012 zur Verfügung gestellt. Nachfolgend fassen wir einige Höhepunkte der Diskussion für Sie zusammen.
Die IFASS-Teilnehmer erörterten eine Reihe von Themen, die alle den Fragen galten, wie internationale Standardsetzung durchgeführt werden werden sollte und welche Rolle die nationalen Standardsetzer in diesem Prozess spielen sollen. Darüber hinaus wurde auch das Zusammenwirken mit den regionalen Vereinigungen von Standardsetzern (wie beispielsweise EFRAG, AOSSG, PAFA und GLASS, die auch jeweils Bericht erstatteten) erwogen.
Die Teilnehmer erörterten ein Papier mit dem Titel Ein Modell für nationale Standardsetzer, das bereits auf der letzten Sitzung im September 2011 im Entwurf vorgestellt und jetzt um die damaligen Diskussionsergebnisse ergänzt wurde. Der Schwerpunkt des Großteils der Diskussion galt der Rolle der nationalen Standardsetzer im Standardsetzungsprozess sowie der Lösung von rechtskreisspezifischen Problemen. Einige Teilnehmer hielten fest, dass nationale Standardsetzer wo immer möglich "nicht von den IFRS abweichen oder rechtskreisspezifische Interpretationen der IFRS zur Verfügung stellen sollten" und sich innerhalb des IFASS-Netzwerks rückversichern sollten, dass eine mögliche Interpretation keine Fehlinterpretation sei und dass die Interpretation "anderen keine Probleme bereite".
Bei der Sitzung wurde auch ein Entwurf mit dem Titel Verlautbarung zur besten ausgeübten Praxis zwischen dem IASB und dem IFASS erörtert. Ian Mackintosh (stellvertretender Vorsitzender des IASB) gab an, dass der IASB beabsichtige "seine Beziehung mit den nationalen Standardsetzern zu formalisieren und produktiv mit ihnen zusammenzuarbeiten". Einige Teilnehmer meinten dazu, dass die Beziehung asl eine 'Partnerschaft' angesehen werden sollte und dass "die Standardsetzer möchten, dass der IASB ihnen zuhört und auf sie hört". Eine Reihe von Vorschlägen, wie der Entwurf des Dokuments verbessert werden kann, wurden erörtert und werden vor der nächsten Sitzung im Oktober 2012 eingearbeitet werden.
Die Gruppe erörterte auch die Rolle und die Wahl eines IFASS-Vorsitzenden, der aus der Reihe der Standardsetzer der einzelnen Rechtskreise gestellt werden soll und der auch über einen Beirat verfügen wird.
Tom Linsmeier, ein Mitglied des US-amerikanischen Standardsetzers FASB, sprach (unter ausdrücklichem Hinweis, dass er nur seine eigene Meinung vertrete) über eine mögliche Übernahme der IFRS in den Vereinigten Staaten.
In einer offenherzigen Analyse hielt Linsmeier fest, dass noch keine Entscheidungen getroffen wordens seien und dass "der Bericht mit Empfehlungen des Stabs veröffentlicht wird, falls und wenn die Kommissare [der SEC] eine Entscheidung über den weiteren Weg vorwärts in den Vereinigten Staaten fällen, wahrscheinlich nicht vor Juni oder Juli". Er wies auch darauf hin, dass die Möglichkeit der US-amerikanischen Wertpapier- und Börsenaufsicht (Securities and Exchange Commission, SEC), eine Entscheidung zu fällen, auch dadurch eingeschränkt werden könne, dass im Novemer Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten stattfinden, was normalerweise bedeute, dass politische Aktivitäten ab Juli odr August zum Erliegen kommen. Die SEC ist "an solche Beschränkungen nicht gebunden, aber hat sich oft freiwillig entschieden, sich an diese zu halten". Er wies auch darauf hin, das der Kongress der Vereinigten Staaten in eine solche Entscheidung eingebunden werden müsse, daher sei "der Zeitpunkt einer endgültigen Entscheidung unbekannt".
An anderer Stelle hielt Linsmeier fest:
Der Stab der SEC erkennt an, dass seine gegenwärtige Denkweise eine mögliche Einschränkung der vollständigen Übernahme und einen Schritt zurück vom ursprünglich vorgeschlagenen "Übernahmisierungsansatz" darstellt.
Die anderen Teilnahmer nahmen diese Anmerkungen zur Kenntnis. Der IASB-Vorsitzende Hoogervorst "drückte Enttäuschung aus" angesichts dieser Beobachtungen, "war entmutigt durch die Verzögerung" und forderte, "dass die SEC eine Entscheidung in welche Richtung auch immer fällen solle", damit die Unsicherheit verschwände. Verschiedene andere Teilnehmer äußerten sich in ähnlicher Weise und wiesen auf Auswirkungen hin, die sich ergeben könnten, wenn die Vereinigten Staaten die IFRS möglicherweise nicht übernehmen.
Die Teilnehmer erörterten auch die folgenden aktuellen Themen:
- Verbesserung der Berichterstattung über Ertragsteuern - Erörterung des Diskussionspapiers zu diesem Thema, das vom britischen Standardsetzer Accounting Standards Board (ASB) und EFRAG herausgegeben wurde;
- Unternehmenszusammenschlüsse unter gemeinsamer Beherrschung - Erörterung des Diskussionspapiers zu diesem Thema, das vom italienischen Standardsetzer und EFRAG herausgegeben wurde;
- Forschungs- und Entwicklungskosten nach IFRS - Erörterung eines Papiers, das vom japanischen Standardsetzer Accounting Standards Board of Japan (ASBJ) erarbeitet wurde und in dem Probleme in IAS 38 Immaterielle Vermögenswerte dargestellt werden;
- Fremdwährungswandelanleihen - Erörterung eines Papiers, das vom indischen Standardsetzer im Hinblick auf die Schwierigkeiten der Anwendung von IAS 32 Finanzinstrumente: Ausweis auf Anleihen, die in Indien herausgegeben werden, erarbeitet wurde;
- Bilanzierung durch Klein- oder Kleinstunternehmen in verschiedenen Rechtskreisen - Bericht zu einer Studie zum Rechnungslegungsrahmenkonzept für diese Unternehmen, die vom koreanischen Standardsetzer durchgeführt wurde;
- Abschreibung und Wertminderung des Geschäfts- oder Firmenwerts - Anfrage des italienischen Standardsetzers, ob die anwensenden Vertreter ein Projekt unterstützen würden, dass darauf abzielt, zu untersuchen, ob die gegewärtigen Vorschriften zur Bewertung des Geschäfts- oder Firmenwerts noch sachgerecht sind;
- Annahme der Unternehmensfortführung und Liquiditätsrisiken: Entwicklungen im Vereinigten Königreich;
- Operativer Gewinn oder Verlust - Sachverhalte, die in Korea in Bezug auf den operativen Gewinn oder Verlust nach der Übernahme der IFRS aufgetreten sind.
Zu den anderen auf dieser Sitzung erörterten Themen gehörten die folgenden:
- Berichte von regionalen Gruppierungen (AOSSG, EFRAG, GLASS, PAFA) und Unterstützung für Entwicklungsländer
- Überprüfung von Standards nach deren Einführung durch den IASB
- Auswirkungsanalysen
- Rahmenkonzept für den öffentlichen Sektor
- Buchungseinheit
- Arbeitsprogramm des IASB
- Andere Sachverhalte
Die nächste Sitzung des IFASS ist für den 22. und 23. Oktober 2012 in Zürich angesetzt.
Eine umfassende Zusammenfassung der Sitzung in englischer Sprache steht Ihnen auf der Internetseite des australischen Standardsetzers AASB zur Verfügung.