IPSASB veröffentlicht Empfehlungen zu langfristiger finanzieller Nachhaltigkeit
25.07.2013
Der Rat für internationale Rechnungslegungsstandards für den öffentlichen Sektor (International Public Sector Accounting Standards Board, IPSASB) hat eine erste 'Leitlinie zur empfohlenen Praxis' (Recommended Practice Guideline, RPG) herausgegeben, die nicht verpflichtende Leitlinien zur Berichterstattung in Bezug auf langfristige Nachhaltigkeit der Finanzen von Unternehmen des öffentlichen Sektors einschließlich der Art und des Ausmaßes der Risiken, die in Bezug auf die Finanzen bestehen, bieten. In den Leitlinien wird anerkannt, dass Informationen zur langfristigen Nachhaltigkeit von Finanzen umfassender sind als in Abschlüssen zu finden. Deshalb wird die empfohlene Berichterstattung anhand von drei Dimensionen aufgespannt: Leistungen, Erlöse und Schulden.
Das neue Format der RPG soll Leitlinien zu allgemeineren Aspekten der Finanzberichterstattung bieten, die außerhalb des Abdeckungsbereichs von Abschlüssen liegen, aber dennoch für in diesem Zusammenhang für Bedenken sorgen. Die langfristige Finanzierbarkeit von Unternehmen des öffentlichen Sektors und von Regierungen ist im Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise besonders in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten. RPG werden als beste ausgeübte Praxis angesehen, aber sie sind kein Bestandteil der internationalen Rechnungslegungsstandards für den öffentlichen Sektor (International Public Sector Accounting Standards, IPSAS), die also auch ohne Befolgung der RPG eingehalten werden können.
RPG 1 Berichterstattung über die langfristige Nachhaltigkeit der Finanzen eines Unternehmens ist das Ergebnis eines langen Konsultationsprozesses, der ursprünglich 2002 begann und in dessen Rahmen zuletzt ein Entwurf im November 2011 herausgegeben wurde. Sie bietet Leitlinien dazu, wie Informationen über die erwarteten langfristigen Zahlungsströme eines Unternehmens des öffentlichen Sektors zur Verfügung gestellt werden können. Dazu gehören erwartete Zuflüsse und Abflüsse von Kapital in Bezug auf Güter und Dienstleistungen und Verpflichtungen in Bezug auf Sozialleistungen über einen gewissen, längerfristigen Zeitraum hinweg. Abschlüssen allein können dazu nicht ausreichend Informationen bieten, da im Rahmenkonzept des IPSASB festgelegt ist, dass ein Unternehmen des öffentlichen Sektors eine Vermögenswerte für künftig erwartete Steuern und keine Verbindlichkeiten für künftige Verpflichtungen wie beispielsweise Sozialleistungen ansetzen kann, auch wenn diese per Gesetz verabschiedet wurden.
Nach der jetzt veröffentlichten RPG werden Projektionen auf Grundlage der gegenwärtigen bestehenden Politik und Annahmen in Bezug auf künftige wirtschaftliche und andere Entwicklungen erstellt. Dabei können einschlägige Budgets und bereits erstellte Prognosen einschließlich der Prognosen Dritter (wie beispielsweise von Finanzministerien) verwendet werden. Den Zeithorizont muss eine Abwägung von Verifizierbarkeit, getreuer Darstellung und Relevanz ergeben. Außerdem wird er von den Charakteristika der erbrachten Leistungen und den Laufzeiten bestimmter Programme bestimmt. Die RPG bietet zusätzliche Leitlinien zu demografischen und wirtschaftlichen Annahmen, Inflation, Abzinsung und Sensitivitätsanalysen. Sie enthält außerdem Informationen zu mindestens zu leistenden Angaben.
Die Berichterstattung nach RPG 1 ist anhand von drei zusammenhängenden Dimensionen aufgespannt, die jeweils nach Möglichkeiten und Anfälligkeiten analysiert werden:
Dimension | Möglichkeiten | Anfälligkeiten |
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Leistungen Kann das gegenwärtige Leistungsniveau aufrecht erhalten werden? |
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Erlöse Kann das Unternehmen genügend Erlöse erzeugen, um das Leistungsniveau aufrecht zu erhalten? |
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Schulden Wie langfristig finanziert sind die projezierten Schulden vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Leistungsniveaus? |
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Weiterführende Informationen finden Sie in der englischsprachigen Presseerklärung auf der Internetseite des IPSASB. Einen direkten Zugang zu der dort ebenfalls verfügbaren RPG 1 haben Sie hier.