Ergebnisse der 30. Sitzung der ISAR

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11.11.2013

Die 30. Sitzung der zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe der Experten zu internationalen Bilanzierung- und Berichtsstandards (Intergovernmental Working Group of Experts on International Standards of Accounting and Reporting, ISAR) der Welthandelskonferenz (United Nations Conference on Trade and Development, UNCTAD) fand vom 6. bis 8. November 2013 in Genf statt. Schwerpunkt der Sitzung war die Rolle, die eine solide Infrastruktur der Unternehmensberichterstattung bei der Förderung von Investitionen, Finanzstabilität und Entwicklung spielt. Wesentliche Punkte der Tagesordnung waren Rückmeldungen aus einzelnen Rechtskreisen zum Satz von Materialien zur Entwicklung der Rechnungslegung, der von der ISAR entwickelt wird, Herausforderungen bei der Personalentwicklung im Zusammenhang mit dem Ziel hochwertiger Unternehmensberichterstattung und eine Überprüfung bester ausgeübter Praxis in der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Die ISAR wurde 1982 eingerichtet und bietet insbesondere für Entwicklungs- und Schwellenländer ein Forum, das der Stärkung der Unternehmensberichterstattung gewidmet ist. Sie kommt einmal im Jahr zusammen, um die Diskussion des Vorjahres fortzusetzen und aktuelle Themen zu erörtern.

Über die letzten vier Jahre hinweg hat die ISAR einen Satz von Materialien zur Entwicklung der Rechnungslegung entwickelt (s. dazu auch unsere Nachricht von der 29. Sitzung), der Mitgliedstaaten gestattet, ihre Rechnungslegunginfrastruktur einzuwerten. Lücken zu identifizieren und Prioritäten festzulegen. Die Materialien bauen auf vier Säulen auf: rechtliche und regulatorische Vorschriften, institutionelle Gegebenheiten, Personalkapazität und Prozesse zur Kapazitätsbildung. Auf dieser Sitzung stellten verschiedene Rechtskreise ihre Erfahrungen mit den Materialien vor, darunter Russland, die Ukraine, Ecuador und die Niederlande. Die auf der Internetseite der UNCTAD verfügbaren Papiere bieten einen guten Hintergrund an Informationen bezüglich des Prozesses der Entwicklung der Unternehmensberichterstattung in diesen Ländern.

Ein vom UNCTAD-Sekretariat für die Sitzung vorbereitetes Papier bietet einen Überblick über die Herausforderungen im Hinblick auf die Personalentwicklung, die sich aus hochwertiger Unternehmensberichterstattung ergeben. Im Papier wird auf Trends wie die Übernahme und Umsetzung internationale Standards und Kodizes, zunehmende regionale und internationale Zusammenarbeit der Regulatoren und das Aufkommen von Ausbildungsinitiative verwiesen, bevor auf einige der wesentlichen Herausforderungen eingegangen wird:

  • Erfüllung des Bedarfs an qualifizierten Mitarbeitern. Hoch qualifizierte Mitarbeiter sind ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Umsetzung internationaler Standards und Kodizes und bedürfen eines hohen Grads von Personalkapazität, der durch Aus- und Weiterbildung und Ausbau von Erfahrung erreicht werden kann. In Entwicklungsländern herrscht Knappheit an Rechnungslegern, da diese nicht über die umfassenden Möglichkeiten verfügen, vollständig qualifizierte Rechnungsleger auszubilden, und nicht über die Anreissysteme verfügen, um ausgebildete Rechnungsleger in ihrem Heimatland zu halten.
  • Stärkung der Berufsvereinigungen. Obwohl der internationale Wirtschaftsprüferverband (International Federation of Accountants, IFAC) Kapazitätsausbau fördert und die Entwicklung der Berufsverbände durch diverse Initiativen fördern, schöpfen in vielen Ländern die Berufsvereinigungen ihre Möglichkeiten aufgrund eines Mangels an finanziellen oder personellen Ressourcen nicht vollständig aus. Des Weiteren leiden einige Berufsvereinigungen unter geringer Nachhaltigkeit, und es gelingt ihnen nicht, als unabhängige Organe zu agieren. In einigen Regionen sind die Berufsverbände schlicht zersplitter, unorganisiert und unterfinanziert.
  • Verbesserung der Aus- und Weiterbildung. Obwohl der internationale Standardsetzer für Standards zur Aus- und Weiterbildung für alle Mitglieder des Wirtschaftsprüfungs- und Rechnungslegungsberufes (International Accounting Education Standards Board, IAESB) internationale Aus- und Weiterbildungsstandards (International Education Standards, IES) entwickelt, sind diese auf Ausbildungsbereiche beschränkt, die in den Verantwortungsbereich der Wirtschaftsprüfervereinigungen fallen. Universitäten sind somit ausgeschlossen. Der Ausbildungsweg zum professionellen Rechnungsleger oder Wirtschaftsprüfer weicht in jedem Land in Abhängigkeit des Ausbildungssystems ab, und es gibt viele Spieler, die bei der Aus- und Weiterbildung von Rechnungslegern mitwirken. Andere Sachverhalte in diesem Bereich betreffen die zunehmende Überalterung unter Akademikern allgemein, Schwierigkeiten beim besetzen freier Stellen an Universitäten, nicht ausreichende Englischkenntnisse bei Lehrenden und Studenten und einen Mangel an ausreichender Ausbildung in ethischem Verhalten im Rahmen der Ausbildung.
  • Förderung fortlaufender beruflicher Weiterbildung. Fortlaufende berufliche Weiterbildung wird als einer der am wenigsten entwickelten Bereiche identifiziert, und die Berufsvereinigungen in Entwicklungsländern verfügen oft nicht über die Kapazitäten oder die rechtlichen Mittel, um die Einhaltung der Vorschriften durch ihre Mitglieder zu überprüfen oder durchzusetzen. Weitere Herausforderungen betreffen Kosten und geografische Herausforderungen.
  • Verbesserung der Rechnungslegung und Ausbildung im öffentlichen Sektor. Nur wenige Berufsvereinigungen haben Ausschüsse gebildet, die Empfehlungen aussprechen und mit Regierungen zusammenarbeiten, um die Rechenschaftspflicht im öffentlichen Sektor zu erhöhen. Eine Möglichkeit wäre die Übernahme und Umsetzung der Rechnungslegungsstandards für den öffentlichen Sektor (International Public Sector Accounting Standards, IPSAS). Auch hier sind Mangel an Ausbildung und an professionellen Rechnungslegern ein wesentlicher Punkt.

Während der Diskussionen bei der ISAR-Sitzung wurde festgehalten, dass Entwicklungsländern of eine genügend solide Infrastruktur der Rechnungslegung fehlt, um sie in die lage zu setzen, internationale Standards anzuwenden, während gleichzeitig solche Standards häufig notwendig sind, im das Vertrauen möglicher ausländischer Anleger zu erreichen. Einzelne Rechtskreise berichteten über sofort beobachtbare Auswikungen in Bezug auf Vergleichbarkeit und Transparenz, die sich aus der Übernahme der International Financial Reporting Standards (IFRS) oder der internationalen Prüfungsstandards (International Standards on Auditing (ISA) ergeben hätten. Die Bedeutung von verlässlicher Finanzberichterstattung für die Kontrolle über den öffentlichen Sektor wurde ebenfalls hervorgehoben.

Ein weiteres für die Sitzung erstelltes Papier war der besten ausgeübten Praxis bei politischen Entscheidungsträgern und Börsen in Bezug auf Nachhaltigkeitsberichterstattungsinitiativen gewidmet. In dem Papier werden eine Reihe von Elementen genannt, die zu berücksichtigen sind, wenn Nachhaltigkeitsberichterstattungsinitiativen entwickelt oder verbessert werden sollen. Dazu gehören, wer (Regulierer oder Börse) am besten in der Lage ist, eine solche Initiative aufzulegen, Fragen des Umfangs (welche Unternehmen, welche Themen werden abgedeckt), ob die Angaben freiwillig oder verpflichtend sein sollen sowie Fragen der Ausgestaltung und Umsetzung.

Bei der ISAR-Sitzung wurde auch festgehalten, dass die Umsetzung von Nachhaltigkeitsberichterstattungsinitiativen in engem Zusammenhang mit den Entwicklungszielen nachhaltiger Berichterstattung steht, die ab 2015 die Milleniumsentwicklungsziele ersetzen sollen und die von Unternehmen bedeutende Anstrengungen in Bezug auf die Umsetzung erfordern werden. Präsentationen zu diesem Thema gab es unter anderem von der Global Reporting Initiative (GRI), der Johannesburger Börse und der brasilianischen Börse BM&F Bovespa.

Eine Reihe von weiteren Themen wurden außerdem erörtert. So ging es beispielsweise um Corporate Governance und internationale Prüfungsstandards. Der Finanzstabilitätsrat (FSR) informierte über seine Arbeiten im Bereich Rechnungslegung und Prüfung und widmete sich insbesondere den Konvergenzprojekten von IASB und FASB.

Vor der ISAR-Sitzung wurde außerdem ein Forum zur Rechnungslegung durch kleine und mittelgroße Unternehmen abgehalten, das gemeinsam von UNCTAD und der IFRS-Stiftung veranstaltet wurde. Themen waren Erfahrungen bei der Umsetzung des IFRS für KMU sowie mögliche Änderungen, die sich aus dem jüngst veröffentlichten Entwurf ergeben könnten. Auch hier ging es insbesondere um den Ausbau er der erforderlichen Kapazitäten.

Auf der Internetseite von UNCTAD stehen Ihnen folgende englischsprachigen Informationen zur Verfügung:

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