Vorsitzender der IFRS-Stiftung spricht über den holprigen Weg der globalen Konvergenz

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16.10.2013

In einer Rede bei einer gemeinsam vom DRSC und von der IFRS-Stiftung veranstalteten hochrangigen Veranstaltung am Vorabend der Sitzung der Treuhänder der IFRS-Stiftung in Frankfurt am 17. Oktober 2013 ging der Vorsitzende der IFRS-Stiftung, Michel Prada, auf europäische Verdienste um die IFRS, den Maystadt-Bericht und den Spannungsbogen zwischen Legitimität und Effizienz in Bezug auf die Standardsetzung ein.

Eröffnend ging Prada auf die hervorragende Arbeit des DSRC ein und verwies insgesamt auf den Beitrag, den Deutschland zur Arbeit des IASB auf allen Ebenen leistet. Vor dort schlug er den Bogen zur Vorreiterrolle, die die EU bei der Übernahme und Verbreitung der Akzeptanz der IFRS gespielt hat. Dennoch warnte er, dass Europa nicht den Nutzen verspielen dürfe, den es aus der Übernahme der IFRS gezogen hat. Zuerst implizit, dann direkt ging er dabei auf den Maystadt-Bericht und darin beschriebene mögliche Änderungen des Übernahmeprozesses ein:

Gleichzeitig, und hier spreche ich als stolzer Europäer, müssen wir diesen mühsam gewonnenen Nutzen aufmerksam beschützen. Es kann geringfügig erscheinen, die Standards für die Anwendung in Europa leicht zu verändern, um europäische Ideen besser widerzuspiegeln, oder die Übernahmekriterien zu verändern, sodass eine Nichtübernahme eines Standards oder einer Interpretation wahrscheinlicher wird.

Nach meinem Verständnis hat Herr Maystadt davor auch in seinem Berichtsentwurf gewarnt. Dennoch könnte es leicht passieren, dass man unabsichtlich den Rubikon überschreitet. Eine kleine Änderung hier, eine nicht erfolgte Übernahme da, und plötzlich hat man Standards, die wieder mit anderen Teilen der Welt nicht im Einklang stehen. Eine Dekade Fortschritt verschenkt. Davor müssen wir uns alle hüten.

Gleichzeitig gab Prada auch zu, dass eine solche globale Einheitlichkeit nicht leicht ist und zu einem bestimmten Preis kommt. Die G-20 hätten immer wieder gefordert, einheitliche Rechnungslegungsregeln zu schaffen, während es doch deutliche kulturelle Unterschiede zwischen den diversen Rechtskreisen gebe - auch in Bezug darauf, wie Unternehmen geführt werden. Der IASB bemühe sich darum, wenn allen Rechtskreisen Gehör zu verschaffen und in größtmöglicher Transparenz zu seinen Entscheidungen zu kommen, die bisweilen für einige Rechtskreise unerfreulich aber durch die Transparenz hoffentlich nachvollziehbar seien.

In diesem Zusammenhang widmete sich Prada auch der Frage der Legitimität. Er verwies darauf, dass internationale Organisationen sich immer in einem Balanceakt zwischen Effizienz und Legitimität bewegten. An einem Ende des Spektrums gäbe es hochlegitimierte Organisationen, die wenig zu Stande brächten, am anderen Ende hocheffiziente Unternehmen mit verschwindender Legitimierung. Die Treuhänder bemühten sich, den IASB in der Mitte dieses Spektrums zu halten: höchstmögliche Legitimität bei gleichzeitigen Eingeständnis, dass Standardsetzung auch eine gewisse Geschwindigkeit braucht. Deshalb warnte der Vorsitzende der Treuhänder auch davor, mehr Kontrolle durch Regierungen über den IASB ausüben zulassen. Er erläuterte:

Einige rufen weiterhin danach, dass es mehr direkte Aufsicht über den IASB durch Regierungen geben sollte. Aber eine Konsensfindung wie bei den Vereinten Nationen würde es unwahrscheinlich machen, dass Rechnungslegungsstandards entwickelt werden, die die nötige Strenge, Disziplin und Vergleichbarkeit in Bezug auf die Berichterstattung durch multinationale Unternehmen erzwingen.

Er forderte diejenigen, die sich für mehr Lenkung durch Regierungen aussprechen, die Teile des Konsultationsprozesses zu benennen, auf die oder deren Ergebnisse sie zu verzichten bereit wären. Dabei sollten sie auch bedenken, dass jegliche Änderungen auch zu unbeabsichtigten Konsequenzen in Bezug auf die fachliche Unabhängigkeit des Standardsetzungsprozesses führen könnten.

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