SEC könnte einen vierten Ansatz in Bezug auf die IFRS in den USA vorschlagen

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04.12.2014

Bei einer Konferenz der US-amerikanischen Handelskammer am 3. Dezember 2014 erörterte Jim Schnurr, Leiter der Abteilung Rechnungslegung der Wertpapier- und Börsenaufsicht (Securities and Exchange Commission, SEC), die derzeitige Situation und den möglichen Weg vorwärts in Bezug auf die IFRS in den Vereinigten Staaten und sprach davon, möglicherweise einen vierten Ansatz in Betracht zu ziehen. Außerdem ging er in einiger Ausführlichkeit auf den gemeinsamen Erlöserfassungsstandard von IASB und FASB ein, bei dem er gewisse Bedenken äußerte.

Einleitend wies Schnurr darauf hin, dass das Thema IFRS seit seinem Amtsantritt im Oktober 2014 auf seiner Agenda sei, und er verwies auch auf eine Anmerkung der SEC-Vorsitzenden Mary Jo White vom Mai 2014, die gesagt hatte, dass die SEC hoffe "vergleichsweise bald" mehr zur Frage einer möglichen IFRS-Übernahme in den Vereinigten Staaten sagen zu können. dabei merkte Schnurr jedoch auch an, dass "an allererster Stelle ... jeder Rat oder jede Empfehlung, die ich gebe, dem besten Interesse der US-amerikanischen Anleger gelten muss."

Zu generellen derzeitigen Stimmung in den Vereinigten Staaten sagte Schnurr, dass er immer noch überzeugt sei, dass die Staaten sich weiterhin einem einzigen Satz globaler Standards verpflichtet fühlten, die Situation habe sich aber seit der Zulassung der IFRS für ausländische Emittenten 2007 sehr deutlich geändert - einige Standards seien sehr viel näher an einander angeglichen, einige aber auch weiter voneinander entfernt. Der Ruf nach Übernahme oder Konvergenz sei dabei deutlich leiser geworden.

Es scheint nicht das zu geben, was ich eine deutliche Nachfrage nennen würde, ... dass der US-amerikanische Anleger nach eine deutlichen Zunahme von IFRS-Anwendung bei in den USA registrierten Unternehmen verlangt.

Von dieser allgemeinen Situationsanalyse ausgehend nannte Schnurr dann noch einmal die drei möglichen Ansätze in Bezug auf die Anwendung der IFRS in den Vereinigten Staaten, die sich bisher herausgeschält haben:

  • direkte und vollständige Übernahme der IFRS (was Schnurr als "den Schlüssel an den IASB übergeben" bezeichnete),
  • Einrichten der Option für einheimische Unternehmen, IFRS-Abschlüsse einzureichen,
  • Einschlagen des Wegs der "Übernahmisierung", ein Ausdruck, der von Paul Beswick, dem früheren Leiter der Abteilung Rechnungslegung geprägt wurde und mit dem ein Zwischenweg zwischen Übernahme und Harmonisierung beschrieben werden soll.

Schnurr hielt fest, dass bei all diesen möglichen rechtliche und praktische Konsequenzen zu bedenken seien. Er selbst habe dies gemeinsam mit den SEC-Kommissaren seit seinem Amtsantritt vor acht Wochen getan. Dabei habe sich auch ein möglicher vierter Ansatz herausgeschält, den er hoffe in "nicht allzu ferner Zukunft" der Öffentlichkeit vorstellen und ihre Meinung dazu erbitten zu können. Schnurr führte diese Möglichkeit nicht weiter aus, sagte also nicht, ob es beispielweise zusätzliche Angaben, Überleitungen oder Ähnliches seien, die er sich vorstellen könne.

Schnurr wendete sich dann seinem zweiten großen Thema zu, dem gemeinsamen Erlöserfassungsstandard, der von IASB und FASB im Mai 2014 herausgegeben wurde. Er bekannte sich zu gewissen Bauchschmerzen angesichts der Umsetzungsfragen, die aufkämen. Es gäbe viele Sachverhalte, die von US-amerikanischen Anwendern aufgebracht würden, die seiner Meinung nach in drei große Kategorien zu fassen wären:

    1. Sachverhalte, die möglicherweise zu Änderungen an den Standards führen würden - Schnurr meinte, dass es in einigen Bereichen noch an der gewünschten Klarheit fehlen würde, und nannte insbesondere den Zeitpunkt der Erlöserfassung bei Lizenzen. 
    2. Sachverhalte, die daher rührten, dass die die Standards übergenau ausgelegt würden - hier nannte Schnurr beispielsweise die Zerlegung einfacher Erlöstransaktionen in mehrere Erfüllungspflichten, weil die Anwender glaubten, IASB und FASB hätten dies beabsichtigt. Hier müssten noch Prozesse gefunden werden, um Abweichungen in der Praxis zu vermeiden.
    3. Sachverhalte, die zwischen den beiden anderen Kategorien lägen - in diesem Fall seien womöglich interpretierende Leitlinien angebracht.

Die Menge der Anfragen stimmten Schnurr bedenklich, da er meinte, dass es wichtig sei, Einheitlichkeit bei den Ergebnissen gleicher Transaktionen zu wahren - Abweichungen in der Praxis könnten ein Zeichen sein, dass die Standards nicht genau genug artikuliert seien. FASB und SEC würden gemeinsam daran arbeiten, solche Abweichungen zu vermeiden - dies könnte auch dazu führen, dass der FASB vom konvergierten Standard in diesen Punkten abweichen würden.

Eine Aufzeichnung der Ausführungen von Schnurr in englischer Sprache steht Ihnen auf der Internetseite der US-amerikanischen Handelskammer zur Verfügung (seine Ausführung beginne etwa nach 2:07:00 Stunden). Weitere Ausführungen von Schnurr mögen sich nächste Woche bei der jährlichen Konferenz des amerikanischen Instituts der Wirtschaftsprüfer (American Institut of Certified Public Accountants, AICPA) hinsichtlich Entwicklungen bei der SEC und der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde für Wirtschaftsprüfungsgesellschaften (Public Company Accounting Oversight Board, PCAOB), wo Schnurr als Redner geladen ist. Die Konferenz findet vom 8. bis 10. Dezember 2014 in Washington statt.

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