Stellvertretender Vorsitzender des IASB warnt davor, 'die Uhr zurückdrehen' zu wollen

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23.06.2014

In einer Rede bei der derzeit in London stattfindenden IFRS-Konferenz der IFRS-Stiftung sprach der stellvertretende IASB-Vorsitzende Ian Mackintosh über die laufenden alten und neuen Projekte des IASB und nahm Stellung zu einer Vision der internationalen Standardsetzung, die vorsehen würde, dass Unterschiede zwischen Rechnungslegungsstandards bestehen bleiben.

In seinen Anmerkungen unterschied Mackintosh zwischen den laufenden Projekten, unter denen er den Abschluss der Konvergenzprojekte mit dem FASB versteht, und den neuen Projekte, die der IASB nach 2011 auf seine Agenda genommen hat. Mackintosh verwies darauf, dass nur noch zwei Konvergenzprojekte nicht abgeschlossen seien, die sich aber beide "dem Abschluss näherten". Er betonte, dass der IASB davon ausgeht, nächsten Monat eine endgültige Version von IFRS 9 Finanzinstrumente herauszugeben, aber dass es nicht gelungen sei, "trotz unserer stärksten Bemühungen mit dem FASB in Bezug auf Wertminderung übereinzukommen". Bei der Leasingbilanzierung gestand er ein, dass sich der IASB bewusst sei, dass die Änderungen nicht ohne Kosten für die Ersteller seien, aber der IASB habe bereits einige pragmatische Entscheidungen getroffen, um dabei zu helfen, die Kosten auf einem Minimum zu halten. Bei den laufenden Projekten ging er auch kurz auf Versicherungsbilanzierung ein, obwohl dies ursprünglich kein Konvergenzprojekt war. Er gab der Meinung Ausdruck, dass es bei der Vereinheitlichung der Bilanzierung von Versicherungsverträgen sicherlich zu Kontroversen kommen würde. Bei den neueren, vom IASB allein betriebenen Projekten ging Mackintosh auf das Projekt zur Überprüfung des Rahmenkonzepts ein, in dessen Rahmen der IASB davon ausgeht, im Laufe dieses Jahres den Entwurf eines neuen Rahmenkonzepts herauszugeben, und stellte auch kurz die Angabeninitiative vor.

Mackintosh wendete sich dann der Tatsache zu, dass die weltweite Verbreitung der IFRS zu einer Veränderung der Prioritäten beim IASB geführt hat. Es sei nicht länger das Ziel, die Zahl der IFRS-anwendenden Rechtskreise zu erhöhen, sondern die Zusammenarbeit mit den IFRS-Anwendern zu vertiefen und die einheitliche Anwendung und Umsetzung zu fördern. In diesem Zusammenhang ging er auch auf Bemerkungen von FASB-Mitgliedern ein, dass bei der Rechnungslegung eine Einheitsgröße nicht allen passen könne und dass rechtliche, regulatorische und kulturelle Differenzen zwischen verschiedenen Rechtskreisen Abweichungen und ausweichlich machen würden. Mackintosh wendete sich gegen diese Aussagen und wies darauf hin, dass "zwischen 1973 und 1998 neun der größten Wirtschaften, unter ihnen die Vereinigten Staaten, zusammengearbeitet haben, um die Abweichungen zwischen ihren jeweiligen nationalen Rechnungslegungsstandards zu minimieren, indem sie an den International Accounting Standards gemessen werden", aber das dies "jämmerlich misslungen" sei. Er brachte dies im Hinblick auf den inzwischen viel größeren Kreis der IFRS-Anwender auf den Punkt: "Wenn alle Anwender der IASB-Standards darauf bestehen würden, ihren nationalen Ansprüchen den Vorzug zu geben, würde das Ziel eines einzigen Satzes hochwertiger Rechnungslegungsstandards offensichtlich zunichte gemacht." Er glaubte auch, dass die Argumente hinter den Bemerkungen der FASB-Mitglieder nicht valide sind:

Ich kaufe ihnen das Argument nicht ab, dass kulturelle Unterschiede bedeuten müssen, dass der Ansatz über eine Einheitsgröße nicht funktionieren kann.  Unser Board und unser Stab arbeiten unglaublich hart daran, prinzipienbasierte Standards zu entwickeln, die von Rechtskreisen in der ganzen Welt übernommen werden können - unabhängig von ihrem wirtschaftlichen Entwicklungsstand und ihrer Rechtskultur. Als Konsequenz haben Länder mit so unterschiedlichen Kulturen wie Brasilien, Deutschland, Japan, Kanada, Kolumbien, Korea, Mexiko, Nigeria, die Türkei und natürlich das Vereinigte Königreich alle ohne Probleme die IFRS übernommen. Es gibt doch in der Tat größere kulturelle Unterschiede zwischen Großbritannien und Frankreich als zwischen Großbritannien und den USA, und dennoch erstatten sowohl Großbritannien als auch Frankreich nach IFRS Bericht. Des Weiteren wenden mehr als 500 ausländische, in den Vereinigten Staaten börsennotierte Unternehmen IFRS an, also scheinen die Hinweise doch zu belegen, dass Einheitsgrößen in der Finanzberichterstattung doch allen passen können - wenn es denn den Willen gibt, dies durchzusetzen.

Den vollständigen Text der englischsprachigen Rede Mackintoshs finden Sie auf der Internetseite des IASB.

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