'Den Kapitalismus ehrlich halten'

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02.10.2014

Der IASB-Vositzende Hans Hoogervorst hat bei der Jahreskonferenz der internationalen Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehörden (International Organization of Securities Commissions, IOSCO) in Rio de Janeiro an einer Podiumsdiskussion zu Corporate Governance teilgenommen. Dabei strich er die Bedeutung hochwertiger, globaler Rechnungslegungsstandards für eine gute Unternehmensführung heraus.

Hoogervorst leitete seinen Beitrag damit ein, dass die Finanzmarktkrise gezeigt habe, dass es notwendig sei, von einer zu starken Unternehmensfinanzierung durch Banken hin zu einer Marktfinanzierung zu kommen, denn die Banken hätten sich als fragil erwiesen. Gleichzeitig hielt er aber fest, dass der Markt seine eigenen moralischen Anfälligkeiten mit sich brächte, da börsennotierte Unternehmen mit anderer Leute Geld arbeiteten. Der Druck, dabei Erfolge vorzuweisen, sei extrem, und dem Wunsch nach raschen Ergebnissen würden oft langfristige Ziele geopfert, zumal oft entsprechende Vergütungsanreize vorlägen. Zudem seien bestimmte Aspekte der Rechnungslegung und der Finanzberichterstattung subjektiv.

Der Anleger sei allerdings in keiner guten Position, um ein Gegengewicht darzustellen. Die zunehmende Komplexität und Globalisierung der Wirtschaft habe im Gegenteil dazu geführt, den Abstand zwischen Anleger und Unternehmen, in das er investiert, noch zu vergrößern. Es sei für die Anleger immer schwerer geworden, die Tätigkeiten des Unternehmens im Auge zu behalten. Hier kommt nach Meinung von Hoogervorst der IASB ins Spiel. Aufgabe der Standardsetzung sei es, Transparenz zu schaffen und (hier zitierte Hoogervorst seinen Vorgänger Sir David Tweedie) "den Kapitalismus ehrlich zu halten". Die Standards des IASB würden dabei helfen, den Abstand im Finanzwissen zwischen Unternehmen und Anleger zu verringern.

Und dennoch sei die Arbeit des IASB noch längst nicht beendet, weil es immer noch Bereiche gebe, in denen auch die Standards des IASB nicht gestatteten, ein vollständiges Bild der Lage eines Unternehmens erkennen. Hoogervorst nannte beispielhaft die Bilanzierung von Leasingverhältnissen. Er wiederholte das Mantra, dass Leasingverpflichtungen in die Bilanz geholt werden müssten. Interessant war in diesem Zusammenhang die Erläuterung anhand einer Untersuchung von fünf Handelsunternehmen, die während der Finanzmarktkrise in Konkurs gingen. Der IASB hat untersucht, wie hoch jeweils die Schulden in der Bilanz ausgewiesen wurden und wie hoch die tatsächlichen finanziellen Verpflichtungen waren, wenn Leasingverhältnisse mit ausgewiesen worden wären. Die Untersuchung hat ergeben, dass die angegeben Schulden sieben bis neunzig mal geringer gewesen seien als tatsächlich der Fall war. (Im Manuskript der Rede von Hoogervorst ist eine tabellarische Aufstellung enthalten.)

Abschließen schlug Hoogervorst wieder den Bogen zurück zur Ehrlichkeit. Die Anleger könnten bislang also nicht erkennen, wie hoch die Belastung aus Leasingverhältnissen ist, während Unternehmen die Finanzierung durch nicht in der Bilanz zu zeigende Leasingverträge gerne nutzten. Hoogervorst erklärte daraus auch den starken Widerstand gegen die Vorschläge des IASB und sagte auch Widerstand bei der Umsetzung weltweit voraus. Aber letztlich würde sich der Leasingstandard als ein Beispiel dafür erweisen, wie gute Rechnungslegungsstandards dabei helfen können, dass Anleger die Unternehmen zur Rechenschaft ziehen können.

Sie können sich das Manuskript des Beitrags von Hoogervorst direkt von der Internetseite des IASB herunterladen.

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