6. Symposium des ANC zur Forschung in der Rechnungslegung

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12.12.2016

Am 12. Dezember 2016 hat der französische Standardsetzer Autorité des Normes Comptables (ANC) sein 6. Symposium zur Rechnungslegungsforschung in Paris abgehalten. Wir haben einen Bericht von dem Symposium erarbeitet, das unter dem übergreifenden Thema "Rechnungslegung und Leistungsbemessung" stattfand.

Kerninhalt des Symposiums war die Präsentation von sechs Forschungspapieren, denen jeweils eine Gesprächsrunde zum Thema sowie eine abschließende Zusammenfassung durch einen internationalen Rechnungslegungsexperten folgten. Darüber hinaus gab es einleitende Sichtweisen von Vertretern des IASB und des FASB sowie eine abschließende Gesprächsrunde zu Erfolgsbemessung und dem öffentlichen Interesse in der EU. Neben dem hochrangigen französischen Publikum waren auch eminente Vertreter aus China, Deutschlang, Großbritannien, Italien, Japan, Korea und den Vereinigten Staaten sowie aus vielen weiteren Ländern und von überregionalen Organisationen anwesend.

Sichtweisen von IASB und FASB

Nach einleitenden Worten des ANC-Vorsitzenden Patrick de Cambourg, führten das frühere IASB-Mitglied Philippe Danjou und FASB-Mitglied Larry Smith einen Überblick über die Positionen des IASB und des FASB. Danjou sprach über die Initiative des IASB in Bezug auf "bessere Kommunikation", zu der das Projekt zu den Hauptbestandteilen des Abschlusses, die Angabeninitiative, Erwägungen in Bezug auf die IFRS-Taxonomie/XBRL sowie Arbeiten zu Wesentlichkeit gehören. Obwohl auf all diese Aspekte kurz eingehend konzentrierte sich Danjou auf die Frage der Erfolgsberichterstattung und die Arbeiten des IASB zu diesem Thema, die hoffentlich zu greifbaren Verbesserungen führen, aber nicht zur Definition einer einzigen Maßzahl zur Erfolgsbemessung. Smith führte aus, dass der FASB auch seit Jahren mit Erfolgsberichterstattung kämpft - zuerst gemeinsam mit dem IASB, danach allein und zuletzt in einem neuen Forschungsprojekt. Er erläuterte, dass die unterschiedlichen Hintergründe der Boardmitglieder ebenso wie Änderungen in der Zusammensetzung des Boards die Sache nicht einfacher gemacht hätten, aber dass die Agendakonsultation des FASB ergeben habe, dass neben dem Problem der Unterscheidung von Eigen- und Fremdkapital das Problem der Erfolgsberichterstattung eines ist, das die Anwender dringend gelöst sehen wollen.

Forschungspapiere

Die namentliche Auflistung aller Vortragenden und Podiumsteilnehmer finden Sie im Programm der Veranstaltung (in englischer und französischer Sprache verfügbar).

  • Das erste Forschungspapier war alternativen Finanzkennzahlen gewidmet und der Frage, ob diese strategische Governance widerspiegeln. Das Papier ist in französischer und englischer Sprache auf der Internetseite des ANC verfügbar. Nach der Gesprächsrunde, die interner Organisation und finanzieller Kommunikationsstrategie von Unternehmen gewidmet war, schloss Roger Marshall vom britischen FRC mit einer eingeschränkten Verteidigung alternativer Finanzkennzahlen. Er erläuterte, dass er ihren Wert bei der Glättung irreführender Volatilität, bei der Erläuterung, wo die Unternehmensleitung der Meinung ist, dass IFRS-Zahlen in eine nicht sachgerechte Richtung führen, und bei der Erläuterung des Geschäftsmodell sieht. Allerdings müssten sie eine klare Begründung aufweisen, sauber auf IFRS übergeleitet werden und dürften nur in klar begründeten Fällen von Jahr zu Jahr geändert werden.
  • Im zweiten Forschungspapier wurden die theoretischen Grundlagen der Bilanzierung von Leistungsbemessung sowohl nach einem territorialen Ansatz als auch einem Ansatz nach Interessengruppen diskutiert. Die französische Version und eine englische Übersetzung sind auf der Internetseite des ANC verfügbar. Nach der Gesprächsrunde, die der Frage gewidmet war, wer die Adressaten von Abschlüssen sind - Anleger oder (auch) andere Interessengruppen - fasste Prof. Dr. Andreas Barckow vom deutschen DRSC zusammen, dass es bei dieser Frage keine richtige und keine falsche Antwort gebe, was gleichzeitig schön, aber auch herausfordernd sei. Seiner Meinung nach hat ein territorialer Ansatz auch im metaphorischen Sinn von nicht finanziellen Informationen wie Nachhaltigkeitsinformationen oder alternativen Finanzkennzahlen durchaus seinen Platz, die Frage sei nur, ob dieser Platz in der internationalen Finanzberichterstattung sei, da immer die Frage über allem schwebe, ob man wirklich unterschiedlichen Interessen gleichzeitig dienen könne. Fragen aus dem Publikum schlossen sich an die lebhafte Debatte an.
  • Das dritte Forschungspapier war den Auswirkungen von Rechnungslegungs- und aufsichtlichen Standards für Finanzintermediäre auf langfristige Anlagen gewidmet und steht wiederum in französischer und englischer Sprache auf der Internetseite des ANC zur Verfügung. In der Gesprächsrunde wurde erörtert, ob die langfristige Perspektive integriert werden kann oder muss. Linda Mezon, Vorsitzende des kanadischen AcSB, schloss diesen Sitzungsteil, indem sie Einblicke aus der kanadischen Perspektive zur Verfügung stellte. Sie erläuterte, dass man in Kanada der Meinung sei, dass man Abschlüsse nur eine begrenzte Anzahl von unterschiedlichen Nutzungen unterwerfen kann, daher würden Abschlüsse in Kanada nicht als "ist alles, sagt alles" verstanden. Vielmehr würden Abschlüsse als Ausgangspunkt angesehen, auf den Andere aufbauen können. Mezon fügte hinzu, dass selbst das neue Modell der erwarteten Verluste von Manchen als den Abschluss mit Informationen überfrachtend angesehen werde. Sie schloss, dass zu viele Erwartungen mit einem Abschluss erfüllen zu wollen, die Gefahr birgt, Abschlüsse für alle unbrauchbar zu machen.
  • Der Präsentation des vierten Forschungspapiers zum Spannungsfeld zwischen der Bewertung zu Marktwerten und tatsächlichen Marktpreisen (französische und englische Fassung) folgte eine Gesprächsrunde, bei der die Teilnehmer Alternativen zur Marktwertbewertung erörterten sowie die Konzepte von Relevanz und Fairness. Wei Ying vom chinesischen Finanzministerium trug abschließend Einblicke in die Herausforderungen in Bezug auf die Zeitwertbewertung bei, denen sich aufstrebende Volkswirtschaften gegenübersehen. Sie erläuterte, dass strenge Marktkontrollen in China dazu führen, dass es nur eine relativ kleine Gruppe von börsennotierten Unternehmen gibt. Unterentwickelte Märkte mit geringer Tiefe und eine unausgewogene Struktur wenig erfahrener Marktteilnehmer führen zu irrationalem Anlageverhalten von Einzel- und institutionellen Anlegern.
  • Dem fünften Forschungspapier lag eine Untersuchung einer Stichprobe europäischer Unternehmen über zehn Jahre hinweg zugrunde, um Leistungskennzahlen und Komponenten des sonstigen Gesamtergebnisses und deren Volatilität und Auswirkungen zu erörtern (französische Fassung und englische Übersetzung). Bei der nachfolgenden Gesprächsrunde wurde die Diskussion vertieft und um Entscheidungsnützlichkeit und Recycling erweitert. Als Vertreter des japanischen ASBJ präsentierte Yasunobu Kawanishi anschließend die japanische Sichtweise in Bezug auf das sonstige Gesamtergebnis. Er erläuterte, dass der ASBJ das sonstige Gesamtergebnis als verbindendes Element zwischen Nettoergebnis und Betriebsergebnis sieht, weil die Zielsetzung der Bilanz und des Betriebsergebnisses voneinander abweichen. Er wies darauf hin, dass nach diesem Ansatz das Recycling aller Posten des sonstigen Gesamtergebnisses erforderlich ist. Fragen aus dem Publikum wurden sowohl an den japanischen Vertreter als auch an das Podium gerichtet.
  • Das sechste und letzte Forschungspapier war der Erfassung von umweltbezogenen Sachverhalten in der Leistungsbewertung gewidmet. Auch dieses Papier steht in französischer und englischer Sprache zur Verfügung. Bei der sich anschließenden Gesprächsrunde wurde das Thema vertieft und die Aufnahme von nicht finanziellen Komponenten allgemein in die Leistungsbemessung erörtert. Angelo Casò vom italienischen OIC rundete die Diskussion ab, indem er erläuterte, wie sich die gedankliche Einstellung geändert hat und wie man von einer Situation, in der Unternehmen nur für ihre Vermögenswerte verantwortlich gehalten wurden, zu einer Situation gelangt ist, in der man erkannt hat, dass externe Risiken durchaus Auswirkungen auf die Vermögenswerte eines Unternehmens haben können und deshalb widergespiegelt werden sollten. Dennoch hielt Casò fest, dass die Adressaten von Abschlüssen Anleger sind. Wenn diese Anleger Nachhaltigkeitsinformationen oder andere nicht finanzielle Informationen fordern, werden diese relevant für Märkte und für wirtschaftliche Entscheidungsfindung und sollten berichtet werden. Zu diesem Zeitpunkt werden nicht finanzielle Informationen finanzielle relevant, aber eben erst dann.

Abschließende Gesprächsrunde

Bei einer letzten Gesprächsrunde, an der auch der IASB-Vorsitzende Hans Hoogervorst und der EFRAG-Präsident Jean-Paul Gauzès teilnahmen, wurden Erfolgsbemessung und das öffentliche Interesse in der EU erörtert. Die Teilnehmer brachten eine große Bandbreite von Sichtweisen zum Ausdruck. Der ANC-Vorsitzende eröffnete die Runde mit der Anmerkung, dass Rechnungslegung selbst nicht neutral ist und sich deshalb, als übergeordneter Richtschnur, am öffentlichen Interesse orientieren sollte. EFRAG-Präsident Jean-Paul Gauzès hielt fest, dass die europäische Stimme, die die Stimme eines ganzen Kontinents ei, gehört werden sollte, aber sie sollte im Kontext des gesamten Standardsetzungsprozesses und seiner verschiedenen Aspekte wie beispielsweise den Auswirkungsanalysen gehört werden.

Erik Nooteboom von der EU-Kommission hielt fest, dass die EU weder Standards selbst setzt noch dies beabsichtigt. Stattdessen würde jeder Standard sorgfältig am eigenen "Rahmenkonzept" gemessen zu denen auch die Übernahmekriterien gehörten, unter denen sich auch das öffentliche Interesse in der EU befindet. Einschränkend hielt er fest, dass es schwierig bis unmöglich sei, das "öffentliche Interesse in der EU" zu definieren. Vielmehr setze sich dies aus der Summer sorgfältiger Erwägungen zusammen. Der IASB-Vorsitzende Hans Hoogervorst merkte an, dass er nicht sehen könnte, warum die Definition des europäischen - und des globalen - öffentlichen Interesses so schwierig sei. Das einzige Ziel des IASB sei es, Rechnungslegungsstandards zu entwickeln, die so getreu wie möglich die wirtschaftliche Realität abbilden, um Anlegern weltweit die Möglichkeit zu geben, informierte Anlageentscheidungen zu treffen. Wenn dies nicht von immensem öffentlichen Interesse und Nutzen sei, fragte er sich, was dann?

Hoogervorst hob auch hervor, dass der IASB keinerlei Macht besäße, Rechtskreise zur Übernahme der IFRS zu zwingen. Alle Rechtskreise einschließlich der EU hätten die freie Wahl, die IFRS-Anwendung wieder aufzugeben. Dies sei seiner Meinung nach ein Ausdruck vollständiger Souveränität - eine Anmerkung der Nooteboom von ganzem Herzen zustimmte und die auch eine frühere Bemerkung von Gauzès aufgriff, dass das Erheben der Stimme von Europa das Erheben der Stimme der Souveränität sei.

Aus dem Publikum wurde die Frage aufgebracht, ob Nachhaltigkeitsberichterstattung ein Ausdruck öffentlichen Interesses sei und ob der IASB die Absicht hege, sich dieser anzunehmen. Hoogervorst gab zur Antwort, dass die Aufnahme dieser Art von Berichterstattung derzeit die Kenntnisse und die Ressourcen des IASB übersteige. Er wies jedoch darauf hin, dass der IASB ein Mitglied des IIRC sei, die Entwicklungen genau beobachte und sich vorstellen könnte, langfristig das Leitliniendokument zur Lageberichterstattung zu aktualisieren, um Leitlinien dazu aufzunehmen, wie Nachhaltigkeitsberichterstattung und finanzielle Berichterstattung in einem integrierten Bericht integriert werden können.

Zugehörige Themen

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