IASB schließt seine Agendakonsultation mit einem Bericht über die Rückmeldungen ab
02.11.2016
Am 11. August 2015 hat der International Accounting Standards Board (IASB) hat heute seine zweite öffentliche Konsultation angestoßen, mit der öffentliche Meinungen zur strategischen Ausrichtung und zur Gesamtbalance seines künftigen Arbeitsprogramms eingeholt werden sollten.
Hintergrund
In der Bitte um Rückmeldungen, die im August 2015 veröffentlicht wurde, hatte der Board allgemeine Fragen zur Balance seiner Aktivitäten, seinem Forschungsprogramm, seinen Projekte auf Standardebene, seinen Projekten mit begrenztem Umfang und der Umsetzungsunterstützung, dem Grad und dem Tempo von Änderungen sowie zur Häufigkeit von Agendakonsultationen gestellt. Der Board erhielt 119 Rückmeldungen. Die wesentlichen Gruppen von Stellungehmenden waren Ersteller und Branchenvereinigungen (31%), Standardsetzer (23%) und Prüfer und Rechnungslegungsvereinigungen (22%). 49% der Rückmeldungen kamen aus Europa, 23% aus Asien und Ozeanien.
Allgemeine Botschaften
Da die gegenwärtige Agenda des IASB als Ergebnis der Agendakonsultation 2011 bereits sehr voll war, war die Agendakonsultation 2015 nicht so umfassend wie die vorhergehende. Dennoch hat der IASB vier klare Botschaften herausgearbeitet, nach denen er sein Arbeitsprogramm 2017-2020 gestalten will:
- Abschluss der verbleibenden großen Standardsetzungsprojekte. Wie bereits in der Agendakonsultation 2011 forderten die Anwender ausdrücklich den Abschluss der verbleibenden großen Projekte auf der Agenda des IASB. Bei Anstoß der Agendakonsultation waren dies noch Leasingverhältnisse, Versicherungsverträge und das Rahmenkonzept. Ein neuer Standard zur Bilanzierung von Leasingverhältnissen wurde inzwischen herausgegeben. In Bezug auf die anderen beiden Projekte hält der IASB fest, dass er sie als höchste Prioritäten behandeln will. In den Rückmeldungen wurde auch betont, dass es wichtig sei, dass die IFRS weiterhin prinzipienbasiert sind.
- Bessere Kommunikation in der Finanzberichterstattung. "Bessere Kommunikation" ist das Thema, das der IASB-Vorsitzende Hans Hoogervorst für seine zweite Amtszeit gewählt hat. Unter diesem Thema fasst er solche Projekte wie die Angabeninitiative und das Projekt zu den Hauptbestandteilen des Abschlusses zusammen, die beide große Unterstützung erfahren. In diesem Zusammenhang wurde in den Stellungnahmen festgehalten, dass der Board denjenigen Projekten Priorität geben sollte, die für Adressaten von Abschlüssen wichtig sind.
- Weitere Entwicklung der Umsetzungsunterstützung. Unter dieser Überschrift erörtert der IASB verbesserte Unterstützung der Anwender, wenn sie neue IFRS umsetzen, aber auch die Tatsache, dass die Anwender gefordert haben, dass sich der Board auf weniger Standardsetzungsprojekte konzentrieren sollte, um den Anwendern zu gestatten, sich auf die Umsetzung jüngst veröffentlichter Standards zu konzentrieren. In den Rückmeldungen war auch angemerkt worden, dass der IASB nicht zu viele eng umrissene Änderungen entwickeln sollte und dass viele der zuletzt herausgegebenen kleinen Änderungen auch in die umfassenden jährlichen Verbesserungen und oder (falls sie denselben Standard betreffen) in eine umfassendere Überprüfung dieses Standards hätten aufgenommen werden können. Allgemein würden Überprüfungen nach der Umsetzung eines Standards als hilfreich angesehen.
- Ein fokussierteres Forschungsprogramm. Vor dem Hintergrund der eingeschränkteren Agendakonsultation 2015 war der Kernpunkt der Konsultation das Forschungsprogramm. Obwohl in den Rückmeldungen allgemeine Unterstützung für einen evidenzbasierten Ansatz in Bezug auf die Standardsetzung zum Ausdruck gebracht wurde, zeigten sich viele Stellungnehmende verwirrt hinsichtlich der Strategie, der Ziele und der Prozesse des Forschungsprogramms und der Beziehung zwischen Forschung und den anderen fachlichen Aktivitäten des IASB. Sie merkten auch an, dass der Board zu viele Themen auf seiner Forschungsagenda habe. Der Board hat bereits erste Schritte unternommen, um sein Forschungsprogramm deutlicher zu fokussieren (s.u.), und die Zusammenfassung der Rückmeldungen bietet eine detaillierte Beschreibung der Zielsetzung, der Prozesse und der Kriterien, die im Forschungsprogramm angelegt werden.
Das neu organisierte Forschungsprogramm
Vor dem Hintergrund der Rückmeldungen zum Forschungsprogramm - Forschung an sich wird unterstützt, aber Struktur und Prozesse sind unklar, und es gibt zu viele Forschungsprojekte auf der Agenda - hat sich der Board entschieden, sein Forschungsprogramm neu zu fokussieren. Er hat die frühere Unterscheidung in kurzfristige und langfristige Forschungsprojekte aufgegeben, und er unterscheidet auch nicht länger, ob sich ein Projekt in der Beurteilungsphase oder der Entwicklungsphase befindet.
Im April und Mai 2016 erörterte der IASB alle Forschungsprojekte auf seiner Agenda und wog sie gegen die Rückmeldungen im Rahmen der Agendakonsultation ab. Als Konsequenz hat sich der Board für folgende Schritten entschieden:
- Beibehaltung von acht Projekten auf der aktiven Forschungsagenda, einschließlich zweier, die sich bereits dem Abschluss nähern, und priorisierte Weiterentwicklung dieser Projekte;
- Verschiebung der verbleibenden vier Projekte in eine neu eingerichtete Forschungsprojektwarteschleife; und
- keine weitere Arbeit an vier Projekten.
Der Board hat sich außerdem entschieden, der Warteschleife für Forschungsprojekte noch weitere vier Projekte hinzuzufügen, die im Rahmen der Agendakonsultation neu identifiziert wurden. Projekte in der Warteschleife werden nicht sofort auf die aktive Agenda gehoben. Wenn jedoch ausreichend Kapazitäten frei werden, wird mit den Arbeiten an diesen Projekten begonnen. Der Board geht davon aus, dass dies noch vor der nächsten Agendakonsultation der Fall sein wird.
Die so entstandene Situation ist die folgenden:
Aktive Forschungsprojekte | Warteschleife | Projekte, bei denen keine weiteren Arbeiten vorgesehen sind |
---|---|---|
Angabeninitiative — Angabeprinzipien Hauptbestandteile des Abschlusses Unternehmenszusammenschlüsse unter gemeinsamer Kontrolle Dynamisches Risikomanagement Finanzinstrumenten mit Eigenschaften von Eigenkapital Geschäfts- oder Firmenwerte und Wertminderung Abzinsungssätze Anteilsbasierte Vergütung |
Bilanzierung nach der Equity-Methode Rohstoffindustrien Mechanismen für die Schadstoffbepreisung Rückstellungen Variable und bedingte Gegenleistungen Hochinflation: Anwendungsbereich von IAS 29 Pensionsleistungen, die von Vermögenswertrenditen abhängen KMU, die Tochterunternehmen sind |
Fremdwährungsumrechnung Hochinflation Ertragsteuern Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses (einschließlich Pensionen) |
Andere Themen
Als Teil der Agendakonsultation fragte der IASB die Anwender auch, ob eine alle drei Jahre durchgeführte Agendakonsultation vor dem Hintergrund der langen Zeiträume bei der Entwicklung und Umsetzung von Standards sachgerecht sei. Der IASB äußerte die Meinung, dass ein Abstand von fünf Jahren zwischen Konsultationen angemessener sei als der derzeit geforderte Abstand von drei Jahren. Die Stellungnehmenden unterstützten diesen Ansatz, und das Handbuch für den Konsultationsprozess wurde bereits im Juni 2016 entsprechend geändert.
Der IASB erhielt auch viele Anmerkungen, in denen eine breitere Sichtweise in Bezug auf Unternehmensberichterstattungsfragen eingenommen wurde oder die Prozessen galten. Diese sonstigen Stellungnahmen sind am Ende der Zusammenfassung der Rückmeldungen in einer Tabelle zusammengefasst und den Antworten des IASB gegenübergestellt.
Weiterführende Informationen
Die folgenden englischsprachigen Dokumente stehen Ihnen auf der Internetseite des IASB zur Verfügung: