Nationale Standardsetzer erörtern erweiterte Unternehmensberichterstattung und das weitere Vorgehen des IASB

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27.09.2017

Das Internationale Forum der Standardsetzer im Bereich Rechnungslegung (International Forum of Accounting Standard Setters, IFASS) ist am 26. und 27. September 2017 in London zu seiner Frühjahrssitzung zusammengekommen. Zu den behandelten Themen gehörte auch die erweiterte Unternehmensberichterstattung. Berücksichtigt wurden die Dimensionen der erweiterten Unternehmensberichterstattung, die Erfahrungen der einzelnen Standardsetzer und die Zukunftsperspektiven des IASB.

Gegenwärtige Situation

Die IFASS-Mitglieder waren sich einig, dass die erweiterte Unternehmensberichterstattung zunehmend an Dynamik gewinnt, dass nichtfinanzielle Informationen in vielen Ländern ein Problem darstellen, dass es jedoch offensichtlich einen Bedarf an nichtfinanziellen Informationen gibt (auch aus Sicht der Anleger) und dass es manchmal schwierig ist, zwischen Finanzinformationen und nichtfinanziellen Informationen zu unterscheiden. Die Offenlegung nichtfinanzieller Informationen beruht auf einer Vielzahl von Gründen, einschließlich der Anforderungen der Regulierungsbehörden, des kollektiven Drucks in bestimmten Branchen und der Forderungen der Gesellschaft insgesamt. Es gibt derzeit keinen koordinierten Ansatz, um damit umzugehen; es gibt viele Organisationen, die in diesem Bereich tätig sind, ohne dass einer dieser Organisation eindeutig eine Führungsrolle zugesprochen werden könnte. Die daraus resultierenden Rahmenkonzepte, Standards oder Anforderungslisten überschneiden sich oft oder konkurrieren sogar miteinander. Es wurde auch angemerkt, dass in einigen IFASS-Mitgliedsländern Leitlinien nicht beachtet werden, solange sie nicht verbindlich sind.

Es wurde darauf hingewiesen, dass die verschiedenen Berichts- und Angabevorschriften unterschiedliche Ziele verfolgen, da einige davon darauf abzielen, unvoreingenommene entscheidungsnützliche Informationen bereitzustellen, während einige auch auf den Wunsch zurückzuführen sind, das Verhalten von Erstellern und/oder Nutzern zu ändern - was der Behauptung, dass die resultierenden Informationen neutral seien, zu widersprechen scheint. In diesem Zusammenhang erkannten die Mitglieder auch das Spannungsfeld zwischen einer Berichterstattung über die Gründe für die Entwicklungen und über ihre finanziellen Folgen an.

Aktuelle Rolle des IASB und Kritik an dieser Rolle

Die Mitglieder erkannten an, dass derzeit nur der Abschluss und die zugehörigen Angaben in den direkten Zuständigkeitsbereich des IASB fallen. Ziel ist es, Investoren entscheidungsnützliche Informationen zur Verfügung zu stellen. Man war sich einig, dass Abschlüsse ihre Grenzen haben und dass einige für Investoren relevante Informationen nicht erfasst werden. Als Beispiel wurden immaterielle Vermögenswerte angeführt. Das IFRS-Leitliniendokument zur Lageberichterstattung des IASB enthält zusätzliche Leitlinien, die in den Bereich der erweiterten Unternehmensberichterstattung reichen. Bezüglich der umfassenderen Unternehmensberichterstattung als solche hat sich der IASB aber bisher für eine Beobachterhaltung entschieden, obwohl es in jüngster Zeit Überlegungen gab, das Leitliniendokument ggf. zu aktualisieren, um weitere Leitlinien in Bezug auf nichtfinanzielle Informationen aufzunehmen.

Die IFASS-Mitglieder hielten fest, dass Abschlüsse an sich nicht ohne zusätzliche Informationen verstanden werden können, weshalb die Nutzer neben den Abschlüssen auf andere Quellen zurückgreifen würde. Einige Mitglieder befürchteten, dass dies die Relevanz von Abschlüssen untergraben könnte, insbesondere da der Umfang der verfügbaren nichtfinanziellen Informationen weiter zunimmt. Andere Mittglieder glaubten, dass Finanzberichte immer noch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Informationen aus anderen Quellen hätten und dass sich beide Arten von Informationen ergänzen würden. Einige Mitglieder waren daher der Ansicht, dass der IASB seine Beobachterhaltung aufgeben und sich aktiv engagieren sollte - bevor die nichtfinanzielle Berichterstattung ohne klare Vorgaben noch weiter an Boden gewinnt. Je länger der IASB warte hat, desto mehr würden sich andere Rahmenkonzepte/Standardsetzer etablieren. Der IASB könnte dazu beitragen, die Zahl der in diesem Bereich tätigen Organisationen und die sich daraus ergebende Menge an unterschiedlichen Leitlinien zu verringern. Einige andere Mitglieder waren jedoch der Ansicht, dass das IASB an seiner Beobachterhaltung festhalten sollte, da sich das Feld noch in der Entwicklung befindet. Begründet wurde dies auch mit einem Mangel an Ressourcen und Expertise. Diese Mitglieder waren sich jedoch auch einig, dass es bald einen Auslöser geben könnte, der den IASB zu einer Änderung seiner Rolle veranlassen würde.

Vorgeschlagene Ansätze

Die IFASS-Mitglieder, die die Überzeugung geäußert hatten, dass der IASB aktiver werden sollte, schlugen verschiedene Ansätzen vor, die man verfolgen könne, bzw. sprachen grundlegende Empfehlungen aus:

  • Es wurde festgehalten, dass der IASB nicht mit leeren Händen beginnen könne und etwas anbieten müsse. Vor allem sollte er dafür sorgen, alle beteiligten Parteien mit an Bord zu bekommen.
  • Es wurde vorgeschlagen, dass der IASB den Status des Leitliniendokuments in verbindlich ändern sollte.
  • Die meisten Mitglieder stellten fest, dass eine aktivere Rolle in diesem Bereich strategisches Denken und ein Ziel voraussetzt - eine Aktualisierung des Leitliniendokuments allein reiche nicht aus.
  • Die Mitglieder waren auch überzeugt, dass sich der IASB auf Prinzipien und nicht auf die einzelnen Themen konzentrieren solle.
  • Ferner wurde die Auffassung vertreten, dass sich der IASB auf Informationen beschränken sollte, die sich auf Finanzinformationen beziehen.
  • Ein einzelnes Mitglied schlug vor, dass die IFRS-Stiftung einen zusätzlichen Board einrichten solle, der sich der erweiterten Unternehmensberichterstattung widmet.
  • Die Mitglieder des IFASS waren generell der Ansicht, dass der IASB keine einzelne Organisation unterstützen sollte, da es derzeit keinen logischen Kandidaten für eine Führungsrolle in diesem Bereich gibt.

Ein Ansatz, der einige Aufmerksamkeit fand, war der Vorschlag, dass der IASB mit seiner Expertise im Bereich der internationalen Standardsetzung ein Rahmenkonzept für eine erweiterte Unternehmensberichterstattung entwickeln sollte, das alle Merkmale eines Rahmenkonzepts aufweist: Die daraus resultierenden Informationen sollten vollständig und neutral sein und eine getreue Darstellung bieten. Es sollte außerdem eine Zielsetzung aufweisen und prinzipienbasiert sein - ähnlich dem bestehenden Rahmenkonzept des IASB. Ein solches Rahmenkonzept würde dann einen "Plug and Play"-Ansatz ermöglichen, so dass zusätzliche Berichte nach und nach hinzugefügt werden könnten. Auf diese Weise müsste nicht jedes Thema gleichzeitig behandelt werden, und doch würde später ein einheitlicher Rahmen sie alle miteinander verbinden. Es wurde festgehalten, dass die TCFD-Empfehlungen ein gutes Beispiel dafür seien, wie dies funktionieren könnte, da sie offensichtlich dem IASB-Rahmenkonzept nahe folgten und dieses dennoch auf ein anderes Thema anwendeten.  

Erste vorläufige Reaktion des IASB-Vorsitzenden Hans Hoogervorst

Der Vorsitzende des IASB, Hans Hoogervorst, war bei der Sitzung anwesend und begrüßte die "gute Diskussion ohne klaren Schluss".

Er räumte ein, dass in Abschlüssen im engeren Sinn manche finanziell relevanten Informationen nicht erfasst werden, die in einigen Fällen sogar extrem relevant sein könnten. Und doch, so hielt er fest, müssten diese Informationen irgendwo erfasst werden. In diesem Zusammenhang führte er einen neuen Begriff - die "umfassendere Finanzberichterstattung" - in die Diskussion ein, die seiner Meinung nach in den Aufgabenbereich des IASB fällt. Hoogervorst wies darauf hin, dass alle für die langfristige Entwicklung von Unternehmen relevanten Informationen früher oder später Auswirkungen auf die Abschlüsse eines Unternehmens haben und daher finanziell relevant seien. Er erklärte, dass er der festen Überzeugung sei, dass der IASB gute Verknüpfungen zwischen Abschlüssen im engeren Sinn und der umfassenderen Finanzberichterstattung herstellen müsse. Er betonte aber auch, dass das IASB weder seinen Adressatenkreis noch seinen Aufgabenbereich ändern werde. Er erklärte auch, dass alle vom IASB herausgegebenen Leitlinien in diesem Bereich nicht verbindlich bleiben würden, da er nicht alle anderen Vorschriften, Standards und Rahmenkonzepte, die bereits vorhanden sind, außer Kraft setzen könnten.

In ähnlicher Weise hatte sich Hoogervorst bereits Mitte dieses Monats auf einer Veranstaltung von Accountancy Europe zur erweiterten Unternehmensberichterstattung geäußert, wo er darauf hinwies, dass sich das IASB stets bewusst gewesen sei, dass die Finanzberichterstattung im engeren Sinne ihre Grenzen habe, und zu erklären versuchte, was der IASB leisten könne, um zu etwas mehr Klarheit beizutragen, und was nicht.

Die obige Zusammenfassung basiert auf unseren Beobachternotizen von der Sitzung. IFASS wird zu einem späteren Zeitpunkt eine Zusammenfassung aller bei der Sitzung erörterten Themen veröffentlichen.

Zugehörige Themen

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