IASB-Vorsitzender spricht darüber, wie hochwertige Rechnungslegungsstandards helfen können, den Anreizen der Kurzfristigkeit zu widerstehen

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20.12.2019

In einer Rede auf dem 9. Symposium zur Forschung im Bereich der Rechnungslegung, das vom französischen Standardsetter ANC veranstaltet wurde, sprach der Vorsitzende des IASB, Hans Hoogervorst, über die Bedeutung von qualitativ hochwertigen Rechnungslegungsstandards zur Unterstützung langfristiger Investitionen.

Die Rede von Herrn Hoogervorst folgte zwei Spuren. Zunächst zeigte er auf, wie die Projekte des IASB zu primären Abschlussbestandteilen und zur allgemeineren Unternehmensberichterstattung den Unternehmen helfen werden, ihre langfristige Leistung den Anlegern besser zu erklären. Dann wendete er sich der rechnungslegerischen Behandlung von Eigenkapitalinvestitionen zu.

In dem Anfang der Woche veröffentlichten Entwurf eines neuen Standards zur allgemeinen Darstellung und zu Angaben im Abschluss schlägt der IASB die Definition eines Betriebsergebnisses vor, das die Vergleichbarkeit verbessert und für Unternehmen zu einem wirkungsvollen Instrument wird, um Investoren ihre langfristige Leistung zu erklären. Der Entwurf schlägt auch eine Angabe vor, in der Unternehmen Elemente von Erträgen und Aufwendungen identifizieren müssen, die in dem Sinne "ungewöhnlich" sind, dass sie nur einen begrenzten Vorhersagewert haben. Der IASB ist der Ansicht, dass die Vorschläge den Anlegern helfen werden, Einblick in die Nachhaltigkeit von Erfolgen zu gewinnen, und den Unternehmen helfen werden, ihre langfristige Strategie besser zu erklären.

Der IASB ist auch der Ansicht, dass die Arbeiten zur Aktualisierung des Leitliniendokuments zur Lageberichterstattung wichtig sind, um den Unternehmen zu helfen, den Anlegern ihren nachhaltigen Erfolg zu demonstrieren. Elemente, die für die langfristige Strategie eines Unternehmens wesentlich sein können, werden oft nicht in den Abschlüssen erfasst (z.B. das Geschäftsmodell, die immateriellen Ressourcen, das Geschäftsumfeld, in dem das Unternehmen tätig ist, und weitere zukunftsgerichtete Informationen). Insbesondere zu Informationen über immaterielle Vermögenswerte und Nachhaltigkeit, die für die langfristige Lebensfähigkeit eines Unternehmens entscheidend werden, sagt das gegenwärtige Leitliniendokument wenig aus.

Hoogervorst wendete sich dann der kurzfristigen Volatilität gegenüber der langfristigen Perspektive zu. Er erklärte, dass die langfristige Perspektive nicht bedeutet, dass kurzfristige wirtschaftliche Phänomene ignoriert werden können:

Wenn die kurzfristige Volatilität in den Abschlüssen die reale wirtschaftliche Volatilität widerspiegelt, sollte sie nicht unberücksichtigt bleiben oder auf künstliche Weise ausgebügelt werden. [...] Unternehmen oder Anleger, die langfristig denken, müssen in der Lage sein, der unvermeidlichen kurzfristigen Wankelmütigkeit des Marktes standzuhalten.

Hoogervorst wies darauf hin, dass der IASB in IFRS 9 die Kategorie zur Veräußerung verfügbar (AFS) für Kapitalbeteiligungen abgeschafft hat und die Fair-Value-Bewertung von Kapitalbeteiligungen zur Standardvorschrift wurde. Er erklärte, dass seither einige Adressatengruppengruppen die Auffassung vertreten, dass diese Bilanzierungsmethode eine Abschreckung für langfristige Investitionen in Eigenkapitalinstrumente darstellt, da sie zu einer größeren kurzfristigen Volatilität in der Gewinn- und Verlustrechnung führen könnte. Und er bemerkte, dass er diese Kommentare durchaus verstehen könne, da "die AFS-Kategorie für Eigenkapitalinvestitionen in IAS 39 [...] ein perfektes Instrument für Unternehmen darstellt, um ihre Gewinn- und Verlustrechnung über die Zeit zu glätten".

Hoogervorst lieferte sogar ein Beispiel für ein tatsächliches Unternehmen, das dazu neigte, größere Mengen an AFS-Reserven aufzulösen, wenn sein Nettogewinn vor AFS unter Druck stand. Diese Form der Bilanzierung entsprach zwar durchaus den Vorschriften von IAS 39, spiegelte aber die Entwicklung des Unternehmens nicht vollständig wider: Die sich verschlechternde Leistung des Unternehmens war für die Anleger weniger deutlich sichtbar. Daher, so Hoogervorst, glaube er fest an Rechnungslegungsstandards, die den Spielraum für das Ertragsmanagement minimieren. Dennoch erklärte er, dass AFS wahrscheinlich eines der heißen Themen bei der Überprüfung von IFRS 9 nach der Einführung sein wird, bei der auf die Erfahrungen von Unternehmen in aller Welt zurückgegriffen werden kann, die IFRS 9 bereits eingeführt haben.

Hoogervorst schloss seine Rede mit der Feststellung: "Langfristige Ziele sollten auch der Überprüfung kurzfristiger Leistungsindikatoren unterliegen. Woher sollten wir sonst wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind?"

Das vollständige Manuskript der Rede von Hoogervorst in englischer Sprache finden Sie auf der Internetseite des IASB.

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