ISSB-Agendakonsultation

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Projekte, die dem Arbeitsprogramm hinzugefügt werden sollen

Agendapapier 2

Hintergrund

Der Stab analysierte in diesem Papier die vorgeschlagenen Projekte auf der Grundlage der Rückmeldungen, die er aufgrund der Bitte um Informationsübermittlung des ISSB im Rahmen der Konsultation zu den Agendaprioritäten erhalten hat. Der Stab hat die vereinbarten Kriterien angewendet, um jedes vorgeschlagene Projekt zu bewerten. 

Der Stab hat die Kommentare zusammengefasst und seine Empfehlungen wie folgt begründet.

Biologische Vielfalt, Ökosysteme und Ökosystemleistungen

Die Rückmeldungen der Stellungnehmenden zeigten ein starkes Interesse an einer besseren Angabe der Risiken und Chancen im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt, den Ökosystemen und den Ökosystemleistungen. Die Berücksichtigung von Biodiversität, Ökosystemen und Ökosystemleistungen neben dem Klimawandel sei für die Bewertung der Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens von entscheidender Bedeutung. Das Fehlen eines weltweit anerkannten Rahmens behindere jedoch die Verfügbarkeit und Qualität solcher Informationen.

Die Rückmeldungen der Stellungnehmenden und die durchgeführten Untersuchungen zeigten, dass die Qualität und die Verfügbarkeit von Informationen über Risiken und Chancen im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt, den Ökosystemen und den Ökosystemleistungen derzeit sehr mangelhaft sind. Es wurde auch die globale Bedeutung von Biodiversität, Ökosystemen und Ökosystemleistungen hervorgehoben, die für Unternehmen aller Größen, Sektoren und Rechtskreise gelten.

Außerdem erkannten die Investoren an, dass Biodiversität, Ökosysteme und Ökosystemleistungen im Vergleich zu anderen Nachhaltigkeitsthemen wie dem Klimawandel ein relativ neues und weniger bekanntes Gebiet sind. Sie erkannten auch an, dass einige Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Biodiversität, Ökosystemen und Ökosystemleistungen zwar keinen direkten Einfluss auf ihre Investitionsentscheidungen für bestimmte Unternehmen haben, dass aber ein Bedarf an konsistenten und zuverlässigen Informationen besteht, um die Gesamtauswirkungen der Faktoren Biodiversität, Ökosysteme und Ökosystemleistungen auf die Investitionsaussichten besser beurteilen zu können.

Das vorgeschlagene Projekt zu Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Biodiversität, Ökosystemen und Ökosystemleistungen kann zur Umsetzung von IFRS S1 und IFRS S2 beitragen und die SASB-Standards verbessern. Allerdings wäre das vorgeschlagene Projekt aufgrund einer Vielzahl von Faktoren sehr komplex.

Die Fähigkeit des ISSB, ein Projekt im Zusammenhang mit Biodiversität, Ökosystemen und Ökosystemleistungen zeitnah voranzubringen, hängt vom Umfang des Projekts ab. Der Stab stimmte der Idee zu, die Untersuchung ganzheitlich anzugehen und verschiedene miteinander verbundene Unterthemen zu berücksichtigen. Die Nutzung bestehender Ressourcen wie IFRS S1 und branchenbezogener Leitlinien wie der SASB-Standards könnte greifbare Fortschritte ermöglichen.

Humankapital

Die Stellungnehmenden waren sich darüber im Klaren, dass das Humankapital eine entscheidende Wertquelle für die Unternehmen darstellt. Von Anlegern geführte Zusammenschlüsse wie die Human Capital Management Coalition und die Workforce Disclosure Initiative zeigten, dass ein Bedarf an einer verbesserten Berichterstattung über das Humankapital besteht. Darüber hinaus wiesen die Stellungnehmenden auf Mängel in der derzeitigen Praxis der Angaben zum Humankapital hin, darunter Standardformulierungen und nicht standardisierte Kennzahlen, die die Vergleichbarkeit einschränken.

In den Rückmeldungen der Stellungnehmenden wurde die Bedeutung des Humankapitals für alle Unternehmen, Branchen und Rechtskreise hervorgehoben. Allerdings könnten sich Risiken und Chancen im Zusammenhang mit dem Humankapital je nach Rechtskreis, Branche und Geschäftsmodell unterschiedlich darstellen. Der Stab stimmte zu, dass die Untersuchungen des ISSB die Verhältnismäßigkeit als einen wichtigen Teil ihrer Analyse berücksichtigen sollten.

Das vorgeschlagene Projekt zu Risiken und Chancen im Zusammenhang mit dem Humankapital kann die Umsetzung von IFRS S1 und IFRS S2 unterstützen und die SASB-Standards verbessern. Darüber hinaus ist es für den ISSB wichtig, mit anderen Gremien wie GRI, EFRAG, ILO und der US SEC zusammenzuarbeiten, um Interoperabilität zu gewährleisten und Doppelarbeit zu vermeiden.

Das Projekt im Zusammenhang mit dem Humankapital ist aufgrund verschiedener Faktoren komplex, aber machbare Lösungen sind durch freiwillige Standards, Initiativen von Investoren und Ressourcen des ISSB verfügbar. Die Fähigkeit des ISSB, ein Humankapitalprojekt zeitnah voranzubringen, hängt vom Umfang des Projekts ab. Eine Ausweitung des Anwendungsbereichs wurde zwar nicht empfohlen, aber ein ganzheitlicher Ansatz, der zusammenhängende Unterthemen berücksichtigt, sei ratsam.

Menschenrechte

Die Stellungnehmenden sprachen sich nachdrücklich für ein vorgeschlagenes Projekt zu den Menschenrechten aus. Sie erkannten das Potenzial für Rufschädigung, finanzielle Verluste, Betriebsunterbrechungen und rechtliche Verpflichtungen im Zusammenhang mit Menschenrechtsfragen. Darüber hinaus gebe es derzeit Mängel bei der Angabe von Menschenrechten, einschließlich eines Mangels an Vergleichbarkeit und spezifischen Informationen.

Die Stellungnehmenden waren geteilter Meinung darüber, ob Menschenrechtsrisiken in bestimmten Rechtskreisen oder Branchen stärker verbreitet sind. Unterschiedliche Geschäftsmodelle und Aktivitäten könnten von Menschenrechtsrisiken betroffen sein, aber es gebe gemeinsame Bereiche wie Konsultationsprozesse, die auf alle Unternehmen angewendet werden. Außerdem gaben die Stellungnehmenden an, dass Menschenrechtsrisiken und -chancen für viele Unternehmen allgegenwärtig sind.

Das vorgeschlagene Projekt zu Menschenrechten kann die Umsetzung von IFRS S1 und IFRS S2 unterstützen und die SASB-Standards verbessern. In Anbetracht der Zusammenhänge zwischen Humankapital und Menschenrechten könnte es von Vorteil sein, diese Themen gemeinsam zu untersuchen.

Die Stellungnehmenden wiesen jedoch auf die erhebliche Komplexität des vorgeschlagenen Projekts zu menschenrechtsbezogenen Risiken und Chancen hin. Es wurde vorgeschlagen, die Themen Humankapital und Menschenrechte in einem einzigen Projekt zusammenzufassen, aber es wird angenommen, dass ein solcher Ansatz die Komplexität der Projekte noch erhöhen würde. Die Stellungnehmenden äußerten Bedenken hinsichtlich des zeitlichen Aufwands des Projekts und der Fähigkeit des ISSB, zeitnah Fortschritte zu erzielen.

Integration in der Berichterstattung

Bei den Befragungen des Stabs wurde die Integration in der Berichterstattung im Vergleich zu anderen nachhaltigkeitsbezogenen Bereichen wie Biodiversität, Ökosysteme und Ökosystemleistungen, Humankapital und Menschenrechte am seltensten genannt. Die Rückmeldungen der Interessengruppen deuteten darauf hin, dass die derzeitigen Berichterstattungspraktiken möglicherweise keinen umfassenden Überblick darüber bieten, wie Unternehmen Werte schaffen und Interdependenzen, Synergien und Kompromisse berücksichtigen. Das vorgeschlagene Projekt zur Integration in der Berichterstattung wurde als ein Mittel zur Verbesserung der Unternehmensberichterstattung insgesamt gesehen.

Integration in der Berichterstattung betrifft alle Unternehmen, die Abschlüsse und nachhaltigkeitsbezogene Angaben erstellen. Es betrifft Unternehmen aller Größen, Branchen und Rechtskreise. Im Gegensatz zu den anderen vorgeschlagenen Projekten würde das Projekt zur Integration in der Berichterstattung keine spezifischen Angaben für einen nachhaltigkeitsbezogenen Sachverhalt festlegen. Die Beobachtung der Berichterstattungspraktiken von Unternehmen, die die Grundsätze des integrierten Denkens und den Rahmen für die integrierte Berichterstattung anwenden, wird dazu beitragen, die Verbreitung und den Umfang des Themas in Zukunft zu beurteilen.

Das vorgeschlagene Projekt zur Integration in der Berichterstattung könnte möglicherweise Konzepte aus dem Projekt zur Lageberichterstattung des IASB und dem Rahmenkonzept für die integrierte Berichterstattung einbeziehen, wobei die Rückmeldungen darauf hindeuten, dass eine Zusammenarbeit zwischen dem ISSB und dem IASB befürwortet wird.

Der Stab ist der Ansicht, dass ein Projekt zur Integration in der Berichterstattung komplexer ist als die vorgeschlagenen Projekte zu spezifischen Nachhaltigkeitsangaben. Die eingegangenen Rückmeldungen zeigten unterschiedliche Ansichten und Erwartungen in Bezug auf den Umfang und das Ergebnis des Projekts. Darüber hinaus äußerten die Stellungnehmenden Bedenken hinsichtlich der Durchführbarkeit und des Zeitrahmens eines vorgeschlagenen Projekts zur Integration in der Berichterstattung. Der Stab stimmte diesen Bedenken zu und betonte, wie wichtig es ist, die Implementierungskosten und den unmittelbaren Nutzen zu berücksichtigen. Er schlug auch eine mögliche Zusammenarbeit zwischen ISSB und IASB bei diesem Projekt vor.

Empfehlungen des Stabs

Der Stab empfahl, dass der ISSB:

  • in sein Arbeitsprogramm ein Forschungsprojekt zu Informationen über Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Biodiversität, Ökosystemen und Ökosystemleistungen sowie Humankapital aufnimmt; und
  • seinem Arbeitsprogramm keine Projekte über Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Menschenrechten, Integration in der Berichterstattung oder anderen Themen hinzufügt.

Erörterung durch den Board

Biodiversität, Ökosysteme und Ökosystemleistungen wurde von allen ISSB-Mitgliedern einstimmig unterstützt, wobei der Informationsbedarf der Investoren hervorgehoben wurde. Die Bedenken betrafen vor allem die Formulierung des Themas selbst und die Frage, ob sie den beabsichtigten Schwerpunkt genau beschreibt. Diese Bedenken wurden auch in Bezug auf das Humankapital geäußert, woraufhin einer der stellvertretenden Vorsitzenden klarstellte, dass die von den Mitarbeitern vorgeschlagene spezifische Formulierung weniger wichtig sei als der Umfang.

Zahlreiche ISSB-Mitglieder sprachen sich auch für das Forschungsprojekt zu Humankapital aus. Ein Mitglied verwies auf das große Interesse der Investoren und betonte, dass es wichtig sei, über klimazentrierte Themen hinauszublicken, da Nachhaltigkeit einen breiteren Anwendungsbereich habe, insbesondere bei der Definition nach IFRS S1 und IFRS S2. Es gab auch Unterstützung, weil Humankapital per Definition ein gewisses Maß an Menschenrechten in seinen Anwendungsbereich einbezieht, obwohl es einen Konsens darüber gab, dass sie nicht von Natur aus dasselbe sind.

Ein ISSB-Mitglied vertrat eine gegenteilige Ansicht und äußerte die Sorge, dass das Humankapital nach der technischen Definition nicht den Umfang umfasst, der für Investoren von Vorteil wäre (z. B. würden Gesundheit und Sicherheit sowie Vielfalt und Inklusion formal nicht unter Humankapital fallen).

Einer der stellvertretenden Vorsitzenden stimmte den Empfehlungen des Stabs zu und erklärte, dass sowohl die empfohlenen Themen als auch der vom Stab vorgeschlagene Ansatz, mit der Forschung zu beginnen, mit den Bedürfnissen der Anleger und den Wissenslücken übereinstimmten und Komplikationen vermieden wurden, die durch einen nicht zielgerichteten Umfang entstehen können.

Alle ISSB-Mitglieder betonten nachdrücklich, dass die Rückmeldungen der Anleger in die Untersuchungen einbezogen werden müssen. Die Mitglieder des ISSB betonten, wie wichtig es ist, die Arbeit so durchzuführen, dass sie einen Mehrwert für die Anleger schafft und Wissenslücken angemessen adressiert.

Entscheidungen des Boards

Alle 14 Mitglieder des ISSB stimmten für die Empfehlung des Stabs, ein Forschungsprojekt über Biodiversität, Ökosysteme und Ökosystemleistungen durchzuführen.

13 ISSB-Mitglieder stimmten für die Empfehlung des Stabs, ein Forschungsprojekt zum Thema Humankapital durchzuführen.

13 ISSB-Mitglieder stimmten für die Empfehlung des Stabs, in den nächsten zwei Jahren keine weiteren Forschungsthemen voranzutreiben.

Zugehörige Themen

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