NOTIZEN VON DER IASC-STIFTUNGSSITZUNG
23. MÄRZ 2006, LONDON
Allgemein
Da dies die erste Sitzung für
die neuen Treuhänder war, enthielt die Agenda einen Überblick über
derzeitige Aktivitäten und Arbeitsweisen. Die neuen Treuhänder gaben
sich besorgt über Berichte hinsichtlich divergierender
Interpretationen der IFRS durch verschiedene nationale Gremien. Es
herrschte Einigkeit darüber, dass dies auf der nächsten Sitzung
eingehender diskutiert werden wird.
IASC Stiftungstreuhänder-Sitzung
Der Vorsitzende des IASCF, Tommaso
Padoa-Schioppa, merkte an, dass einige der Treuhänder vier Sitzungen
pro Jahr bevorzugen würden (derzeit drei). Die vierte Sitzung des
Jahres 2006 wird möglicherweise im Januar 2007, voraussichtlich in
Tokio (Japan) stattfinden.
Handbuch zum IASB-Standardsetzungsprozess
Die Änderungen des Handbuches wurden im
November 2005 diskutiert. Sie wurden während dieser Sitzung nicht
nochmals diskutiert. Das die Änderungen enthaltende Dokument wurde
an die Teilnehmer der Sitzung (inklusive der Beobachter) verteilt.
Die Treuhänder billigten das Handbuch. Es wird in Kürze auf der
IASB-Website verfügbar sein.
Entwurf des IFRIC-Arbeitsprozess-Handbuchs
Der Handbuch-Entwurf basiert auf dem Vorwort
IFRIC-Interpretationen sowie den Erfahrung, die während der
Erstellung des IASB-Handbuches gemacht wurden. Die Treuhänder
billigten den Entwurf. Er wird in Kürze zur öffentlichen
Kommentierung verfügbar sein. Die Kommentierungsfrist wird 120 Tage
dauern.
IFRIC Update
Der IFRIC-Vorsitzende Bob Garnett, gab einen Überblick über die
Aktivitäten von IFRIC. Die Treuhänder warfen die folgenden Fragen
auf:
| Ob die Treuhänder enger in die
Auswahl der IFRIC-Mitglieder einbezogen werden sollten.
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| Ob die Treuhänder das
Arbeitsprogramm von IFRIC kontrollieren sollten.
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| Anzahl und Priorität der
erhaltenen und auf die Agenda gesetzten Anfragen.
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Als Antwort wurde angefügt, dass IFRIC aus den verschiedensten
Gründen nicht in der Lage sein wird, sämtlichen Anfragen
nachzugehen. Dies liegt vor allem daran, dass IFRIC nicht will, dass
die IFRS sich in Richtung einzelfallorientierter (rules-based)
Standards entwickeln. Der IFRIC-Vorsitzende versprach IFRICs
Anfragehistorie (erhaltene Anfragen, nachgegangenen Anfragen etc.)
auf der kommenden Treuhändersitzung vorzulegen.
Es scheint unter den Treuhändern den Wunsch zu geben, mehr
Aufmerksamkeit auf die Aktivitäten des IFRIC zu legen, insbesondere
vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Interpretationen durch
nationale Gremien.
Die Rolle nationaler/regionaler Aufsichtsorgane und
Standardsetzer
Die Treuhänder äußerten ihre Besorgnis darüber, dass nationale
Standardsetter und nationale Aufsichtsbehörden durch die Herausgabe
unterschiedlicher Interpretationen das Ziel der Konsistenz bei der
Anwendung der IFRS unterminieren könnten. Die Diskussion entwickelte
sich in die folgenden drei Hauptrichtungen:
1. Sollte IFRIC mehr Interpretationen herausgeben? Dies
wurde auch vorher bereits diskutiert (siehe oben). Ein Kommentar
hierzu war, dass IFRIC keine Interpretationen zur Verfügung stellen
würde, während die SEC dies tut. Die großen
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften leisten manchmal Hilfestellung und
veröffentlichen Interpretationen. Es wurden zu diesem Zeitpunkt
keine Entscheidungen getroffen.
2. Zusammenarbeit mit nationalen Standardsetzern. Es wurde
deutlich gemacht, dass man die nationalen Standardsetzer nicht von
der Herausgabe eigener Interpretationen abhalten könne. Dennoch traf
sich der IASB mit den nationalen Standardsettern und entwickelte ein
„Statement of Best Practice‟, in dem die nationalen Standardsettern
zur Identifizierung und Weiterleitung offener Fragen an IFRIC
aufgefordert werden.
3. Prinzipienbasierte vs. Einzelfallbasierte Standards. Es
wurde eingeräumt, es sei schwierig, hierbei das richtige Verhältnis
zu finden. Die Treuhänder bestätigten, dass prinzipienbasierte
weltweite Bilanzierungsstandards sachgerecht sind. Jedoch besteht
gleichzeitig die Gefahr, den gleichen Satz weltweiter Standards bei
ungleicher Anwendung zu verlieren. Die Treuhänder äußerten ihre
Besorgnis, dass auseinanderstrebende nationale und regionale
Interpretationen zu nationalen Versionen von IFRS führen könnten.
Der Vorsitzende sagte, dass dies ein Problem von strategischer
Wichtigkeit sei und in einer strukturierten Weise während der
nächsten Sitzung diskutiert werden sollte.
Überblick über die Aktivitäten des Standardbeirats (SAC)
Der SAC-Vorsitzende Nelson Carvalho stellte sich für ein
Interview zur Verfügung. Er betonte die besonderen Anstrengungen, um
alle (d.h. nicht nur die englischen Muttersprachler) an den
Diskussionen des SAC teilhaben zu lassen. Zudem nimmt der
SAC-Vorsitzende nun häufiger an den Sitzungen des IASB und anderer
Gremien teil, um sicher zu gehen, dass die vom SAC vorgebrachten
Anliegen wahrgenommen werden.
Außerdem stehen den IFRS als weltweiten Standards seiner Meinung
nach vier Herausforderungen bevor: Interpretation, Ausbildung,
Durchsetzung (Enforcement) und Übersetzung.
Einer der Treuhänder stellte die Frage, ob der SAC mit der Agenda
des IASB im Hinblick auf das Thema der Konvergenz zufrieden sei. Bei
seiner Antwort bemerkte der SAC-Vorsitzende, dass die Agenda in
Zusammenarbeit mit SAC zum Großteil vor seiner Berufung zum
SAC-Vorsitzenden erarbeitet wurde. Seinem Eindruck nach seien die
Mitglieder von SAC mit dieser Agenda zufrieden.
Ein IASB-Mitglied bat dann noch um eine Klarstellung zu der
Frage, ob der SAC-Vorsitzende das Hauptziel des SAC in (a) der
Unterstützung des Boards im Hinblick auf die strategische
Ausrichtung oder (b) in der Teilnahme an Fachdiskussionen sehe. Der
SAC-Vorsitzende bemerkte dazu, dass die Teilnahme von SAC an
Fachdiskussion unvermeidbar sei.
Arbeitsprogramm des IASB zur Konvergenz
Der IASB-Vorsitzende Sir David Tweedie hielt eine Präsentation,
in der er drei verschiedene Arten von Projekten beschrieb: Kurz-,
mittel-, und langfristig. Die beiden erstgenannten zielen auf die
Abschaffung von Überleitungen von IFRS auf US-GAAP für bei der SEC
registrierte Unternehmen.
Kurzfristig:
| IAS 23 – Abschaffung des
Wahlrechts zur Aufwandsverbuchung für Fremdkapitalkosten
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| IAS 31 – Abschaffung des
Wahlrechts zur Quotenkonsolidierung für Joint Ventures
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| IAS 14 – Gemeinsame Regelungen mit
US-GAAP zur Segmentberichterstattung (FAS 131). Der
Standardentwurf ED 8 wurde dazu bereits veröffentlicht.
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Mittelfristig, d.h. bis 2008, was auch die Anwendung in 2008
beinhaltet:
| Unternehmenszusammenschlüsse –
David Tweedie gab zu, dass der gegenwärtig existierende
Standardentwurf nicht auf Unterstützung trifft und der IASB
daher erneut darüber beraten wird.
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| Konsolidierung, einschließlich
Zweckgesellschaften: In den Vereinigten Staaten wird zur Zeit
eher zum Mehrheitsbesitz (Majority Ownership) tendiert, während
der IASB den Beherrschungs-Ansatz (Control Approach) verwendet.
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| Beizulegender Zeitwert: Der IASB
wird Bewertungsleitlinien auf Basis des bald erscheinenden FASB
Standards herausgegeben.
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| Fremdkapital und Eigenkapital:
Dieses Projekt wird unter Führung des FASB durchgeführt.
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Erfolgsberichterstattung: Der
Standardentwurf für das Segment A wurde letzte Woche
herausgegeben, der sich mit dem Format der Gewinn- und
Verlustrechnung befasst. In Segment B werden grundlegendere
Fragen behandelt.
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| Pensionen rufen weltweit
zahlreiche Bedenken hervor. Dieses Projekt befindet sich
gegenwärtig nicht auf der Agenda, allerdings würde sich der IASB
gerne damit befassen.
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| Umsatzrealisierung: Dieses Projekt
wird in einem Diskussionspapier münden.
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Langfristig, d.h. innerhalb von fünf Jahren
| Ausbuchungsvorschriften im
Allgemeinen.
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| Ersatz von IAS 39
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| Immaterielle Vermögenswerte
(Projekt unter der Leitung Australiens) Leasingverhältnisse –
Verbindlichkeiten sollten in der Bilanz gezeigt werden
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Der IASB setzt seine Arbeiten an den folgenden Projekten fort,
die sich jedoch außerhalb des Konvergenz-Fahrplans befinden:
| Versicherungsverträge
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| Rechnungslegungsstandards für kleine und mittlere Unternehmen:
Hauptzielsetzung liegt in der Vereinfachung der IFRS. Die größte
Herausforderung für den IASB liegt darin, den richtigen Ausgleich zu
finden zwischen Vereinfachung und Vereinbarkeit mit den IFRS.
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| Rahmenkonzept: Einer der Treuhänder erkundigte sich, weshalb das
Rahmenkonzept sich nicht auf dem Konvergenz-Fahrplan befinden würde,
obwohl es für die neuen Regelungen wichtig sei. Die Antwort darauf
lautete, dass dieses nicht in den entsprechenden Zeitplan bis 2008
passte, da für dieses Projekt zur Fertigstellung drei bis vier Jahre
benötigt würden, und es zudem kapitelweise herausgegeben werden
wird.
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Einige der Treuhänder brachten ihre Besorgnis darüber zum
Ausdruck, dass in absehbarer Zukunft weitere Änderungen anstehen.
Viele Unternehmen haben gerade erst die erstmalige Anwendung
bewältigt. David Tweedie deutete an, dass im Hinblick auf neue
Regelungen 2006 und 2007 eher ruhiger sein werden.
Der IASB-Vorsitzende David Tweedie sagte, dass mehr und mehr
Staaten die IFRS auf die eine oder andere Art einführten. Als ein
Beispiel führte er China an. Andere Länder ziehen gegenwärtig eine
Einführung in Erwägung, wie zum Beispiel Kanada, Japan, Indien, und
bestimmte andere Staaten in Lateinamerika.
Einer der Treuhänder wies darauf hin, dass nicht nur die
Geschwindigkeit, sondern auch die Qualität der Übernahme von
Bedeutung sind.
Diese Zusammenfassung basiert auf
Notizen, die von Beobachtern bei der IASC-Stiftungssitzung gemacht
wurden. Sie sind nicht als offizielle oder endgültige
Zusammenfassung zu verstehen.
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