Rede von Hans Hoogervorst zum Thema 'Die ungenaue Welt der Rechnungslegung'

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20.06.2012

Am 20. Juni 2012 sprach der IASB-Vorsitzende Hans Hoogervorst vor der internationalen Gesellschaft für Ausbildung und Forschung im Bereich Rechnungslegung (International Association for Accounting Education and Research, IAAER) in Amsterdam. In seiner Rede mit dem Titel 'Die ungenaue Welt der Rechnungslegung' verteidigte er die Rechnungslegung gegen ungerechtfertigte Erwartungen und zeigte gleichzeitig, was die Rechnungslegung beisteuern kann und wo der Fokus der künftigen Arbeit des IASB liegen wird.

Der IASB-Vorsitzende begann seine Rede damit, dass er erklärte, dass Rechnungslegung nicht als exakte Wissenschaft angesehen werden dürfe - die Tatsache, dass Rechnungslegung oft als schlichte Erbsenzählerei angesehen werde, und die Erwartung, dass sie (wie Sir David Tweedie, der Vorgänger von Hans Hoogervorst, einst sagte) "den Kapitalismus ehrlich halten" und durch Transparenz Krisen wie die Finanzmarktkrise verhindern könne, hätten die Rechnungslegung einem ungeheuren Druck ausgesetzt.

Wie Hoogervorst in seiner Rede verdeutlichte ist die Rechnungslegung voller Beurteilungen und Entscheidungen. Als Beispiele zitierte er verschiedene Bewertungsmethoden, Geschäftsmodelle und die Erfassung immaterieller Vermögenswerte. In einiger Ausführlichkeit ging er auf das Problem des Sonstigen Gesamtergebnisses ein ("Es gibt die ungefähre Vorstellung, dass das Sonstige Gesamtergebnis dazu dient, unrealisierte Gewinne und Verluste zu erfassen, aber eine klare Definition seines Zwecks und seiner Bedeutung fehlen.") und gab zu, dass der IASB sich diesem Thema widmen müsse, da es im Sonstigen Gesamtergebnis viele wichtige Informationen dazu gebe, welche Gewinne und Verluste in der Bilanz verborgen wären. Er versprach eine gründliche Überprüfung des Sonstigen Gesamtergebnisses und des Reingewinns im Rahmen des demnächst wieder aufgenommenen Projekts zum Rahmenkonzept.

Nachdem er die Gründe genannt hatte, warum die Rechnungslegung keine exakte Wissenschaft sei, wendete Hoogervorst sich der Frage zu, was die Rechnungslegung leisten könne. Er betonte, dass die IFRS als globale Standards bereits eine Menge zur Transparenz und internationalen Vergleichbarkeit beigetragen hätten. Er illustrierte diesen Punkt, indem er die Bilanzierung im Privatsektor mit der "Anarchie" der Bilanzierung im öffentlichen Sektor verglich. Hoogervorst ließ keinen Zweifel, dass es immer Raum geben würde, um die Standards zu verbessern, aber er betonte auch, dass diese Verbesserungen vernünftigen Maßgaben folgen sollten, die berücksichtigen, was Rechnungslegung erreichen und nicht erreichen kann. Seiner Meinung nach sollten jegliche Versuche, die Rechnungslegungsstandards zu verbessern, unter drei Aspekten vorgenommen werden:

  • Prinzipien,
  • Pragmatismus,
  • Beharrlichkeit.

Prinzipien vermeiden Regeln, die eine Pseudoexaktheit vorspiegeln; Pragmatismus erkennt an, dass es nicht immer eine eine präzise Antwort auf jede Frage gibt, und Beharrlichkeit bedeutet, dass der IASB nicht gegenüber dem Druck einknickt, der ihm beständig in Form von Einzelinteressen entgegengebracht wird.

Sie können den vollständigen Redetext in englischer Sprache direkt auf der Internetseite des IASB einsehen.

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