Standardsetzer diskutieren klimabezogene Risiken im Abschluss

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27.09.2023

Das Internationale Forum der Standardsetzer im Bereich Rechnungslegung (International Forum of Accounting Standard Setters, IFASS) hält gegenwärtig seine Herbstsitzung in London ab. Der erste Sitzungsteil war der Forschung über klimabezogene Risiken im Abschluss und dem entsprechenden Projekt des IASB gewidmet.

Die Sitzung begann mit zwei Präsentationen aktueller Forschungsarbeiten zu klimabezogenen Risiken im Abschluss, die den Hintergrund illustrierten, vor dem der IASB sein Projekt verfolgt.

Ein Vertreter des Australian Accounting Standards Board (AASB) präsentierte eine in Kürze erscheinende Forschungsarbeit Climate-related risks disclosures in the notes to financial statements: Descriptive evidence from Australia, in der untersucht wird, ob Unternehmen die Auswirkungen klimabezogener Risiken auf ihre Abschlussposten und Entwicklungen berücksichtigt haben, indem Abschlüsse von 2018 und von 2022 verglichen werden. Zu den Ergebnissen gehörten eine Zunahme der Angaben, Angaben in einem breiteren Spektrum von Branchen, mehr berücksichtigte Posten im Abschluss, aber auch viele generische Angaben und viel Raum für Verbesserungen. Die Ergebnisse zeigten auch, dass größere Unternehmen eher detaillierte Angaben zu klimabezogenen Risiken in ihren Abschlüssen machen und dass einige Angaben zur Minderung von Prozessrisiken gemacht werden können. Darüber hinaus haben allgemeine Untersuchungen des AASB zu diesem Thema ergeben, dass Adressaten von Abschlüssen einen Mangel an Transparenz, an Konsistenz bei der Offenlegung der Themen, an Angaben zu Annahmen und Auswirkungen sowie an Quantifizierung beklagen.

Eine Vertreterin des UK Endorsement Board (UKEB) stellte aktuelle Forschungsergebnisse zu diesem Thema vor, darunter auch die beiden kürzlich veröffentlichten Forschungsberichte zum Thema Konnektivität. Die Untersuchungen ergaben, dass die Häufigkeit der Klimaberichterstattung in den Jahresberichten deutlich zugenommen hat, dass aber auch Bedenken hinsichtlich der mangelnden Konnektivität in den Jahresberichten bestehen. Schätzungen und das Ausüben von Ermessen wurden als kritischer Bereich für mangelnde Konnektivität identifiziert. Bei der Erörterung der Forschungsergebnisse waren die Beratungs- und Arbeitsgruppen des UKEB nicht der Ansicht, dass die Rechnungslegungsstandards mangelhaft seien, sondern stellten eine Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Anleger und der Fähigkeit und Bereitschaft der Ersteller fest, potenzielle Klimaauswirkungen in den Abschlüssen offenzulegen. Auch wenn die Adressaten akzeptierten, dass die Unternehmen die potenziellen Auswirkungen von Klimarisiken nicht in vollem Umfang bestimmen können, erwarten sie, dass in der nächsten Phase der Berichterstattung wesentliche Angaben zur Nachhaltigkeit mit den Inhalten von Abschlüssen verbunden werden.

Anschließend wurde den Sitzungsteilnehmern ein Überblick über das Projekt des IASB gegeben, das kürzlich in "Klimabezogene und sonstige Unsicherheiten im Abschluss" umbenannt wurde. Die Präsentation konzentrierte sich insbesondere auf die Diskussionen und Entscheidungen des IASB vom September 2023 zu diesem Projekt, bei denen die Boardmitglieder zu dem Schluss kamen, dass die Vorschriften in den IFRS-Rechnungslegungsstandards im Allgemeinen ausreichend sind, dass es einige Herausforderungen bei der Anwendung gibt, dass der Wunsch nach raschem Handeln besteht und dass es sich um einen sich entwickelnden Bereich handelt, insbesondere im Hinblick auf die sonstigen Entwicklungen in der Berichterstattung des ISSB und anderer. Der Board beschloss, die Entwicklung eines Pakets praktischer Beispiele zu prüfen, mögliche gezielte Änderungen zur Verbesserung der Angaben zu Schätzungen im Abschluss zu untersuchen, einige Fragen an das IFRS Interpretations Committee zu verweisen und sich in anderen Fällen mit dem Committee zu beraten sowie die Entwicklungen in diesem Bereich weiterhin zu beobachten.

Im Anschluss an diese drei Präsentationen wurden die Teilnehmer eingeladen, die Forschungsergebnisse und die Frage zu erörtern, ob die Entscheidungen des IASB dazu beitragen würden, die Probleme zu lösen. Zu den Anmerkungen gehörten die folgenden:

  • Einige Teilnehmer waren der Meinung, dass es den geplanten Maßnahmen des IASB an Ehrgeiz mangelt und forderten "mutige" Entscheidungen. Sie merkten an, dass der IASB nicht vor entschlosseneren Maßnahmen zurückschrecken sollte, nur weil diese schwierig sein würden. Andere räumten jedoch ein, dass der IASB mit der Untersuchung gezielter Verbesserungen bei Schätzungen und Ermessensentscheidungen tatsächlich das schwierigste Thema ausgewählt habe.
  • Während die Untersuchungen ergeben haben, dass einige Ersteller der Meinung sind, dass die Vorschriften, insbesondere in IAS 1, durchaus für eine sinvolle Berichterstattung ausreichend sind, schienen einige dies als Ausrede zu benutzen, um weiterhin nicht aussagekräftig über klimabezogene Risiken oder sonstige Unsicherheiten zu berichten.
  • Es wurde angemerkt, dass die Kommunikation wichtig sei, damit die Aussage, dass die Vorschriften für die Rechnungslegung nach IFRS ausreichend seien, nicht zu der Botschaft führe, dass keine Änderungen erforderlich seien. Es könnte auch hilfreich sein, zu klären, was mit Abschlüssen erreicht werden soll.
  • Die Teilnehmer waren sich einig, dass eine Verhaltensänderung erforderlich ist. Es wurde in Frage gestellt, ob dies ohne Standardsetzung oder andere entschiedenere Maßnahmen erreicht werden kann. Es wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass der Artikel von Boardmitglied Nick Anderson vom November 2019 darüber, wie sich die bestehenden Vorschriften in den IFRS auf die Risiken des Klimawandels beziehen, brillant war und häufig geteilt wurde, aber zu keiner erkennbaren Verhaltensänderung geführt hat.
  • Die Teilnehmer unterstützten die Neukalibrierung des Projekts auf klimabezogene "und sonstige Unsicherheiten". Es wurde angemerkt, dass dies dem prinzipienbasierten Ansatz des IASB bei der Standardsetzung entspreche und auch die Praxis widerspiegele, in der klimabezogene Risiken nicht immer von anderen Unsicherheiten isoliert werden könnten. Es wurde jedoch auch gewarnt, dass der IASB die wichtigsten Themen nicht aus den Augen verlieren sollte, indem er zu viele Ungewissheiten betrachtet, und auch kurzfristige Risiken nicht aus den Augen verlieren sollte.
  • Der IASB wurde zwar allgemein darin unterstützt, Maßnahmen zu ergreifen, es wurde jedoch darauf hingewiesen, dass der IASB nicht in den Aufgabenbereich des ISSB eingreifen sollte, dass Überschneidungen vermieden werden sollten, aber auch, dass die Konnektivität immer im Auge behalten werden sollte und dass IASB und ISSB zusammenarbeiten sollten, um fehlende Verknüpfungen herzustellen. Es wurde festgestellt, dass die Sprache ein sehr wichtiges Mittel ist, um Nachhaltigkeitsfragen mit Finanzberichterstattungsvorschriften zu verknüpfen.
  • Auf die Frage, was die nationalen Standardsetzer zur erforderlichen Verhaltensänderung beitragen könnten, wurden u. a. folgende Vorschläge gemacht: Überwachung und Überprüfung von Entwicklungen, Veröffentlichung von Forschungs- und Prüfungsergebnissen, Kommunikation von Erwartungen, Hervorhebung von Verbesserungen und Bereitstellung von Best-Practice-Beispielen sowie, wenn möglich, Zusammenarbeit mit Erstellern in Rechnungslegungslabors.
  • Insgesamt schien man der Ansicht zu sein, dass das Projekt komplexer sein könnte, als der IASB glaubt, und dass ein entschlosseneres Vorgehen erforderlich sein könnte, aber die Teilnehmer ermutigten den IASB auch, auf den etablierten Konzepten aufzubauen, die bereits verwendet werden, und nicht "das Kind mit dem Bade auszuschütten".

 

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