IASB veröffentlicht Diskussionspapier zu Macro Hedging

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17.04.2014

Der International Accounting Standards Board (IASB) hat ein Diskussionspapier veröffentlicht, das für Unternehmen von Interesse ist, die Risiken aus Portfolien mit dynamischen Risikopositionen unter Verwendung von Derivaten absichern. Obgleich der Fokus des Papiers beispielhaft auf der Portfoliozinssicherung von Banken liegt, können die erörterten Konzepte auf jedes Unternehmen angewendet werden, das Sicherungen irgendwelcher Risikoarten auf dynamischer Portfoliobasis vornimmt. Stellungnahmen werden bis zum 17. Oktober 2014 erbeten.

Hintergrund

Im IASB-Projekt zum Macro Hedge Accounting geht es um die Berücksichtigung des Risikomanagements, welches Risikopositionen fortwährend auf Portfolioebene beurteilt (sog. dynamische Portfoliosicherung). Im Rahmen dieser Art  Risikomanagementstrategie wird üblicherweise ein Zeitraum betrachtet, über den Risikopositionen abgesichert werden. Dementsprechend werden dem gesicherten Portfolio im Zeitablauf ständig neue Risikopositionen hinzugefügt und andere entnommen.

Dieses Bilanzierungsgebiet ist überaus komplex; seine Abbildung wird gegenwärtig in IAS 39 Finanzinstrumente: Ansatz und Bewertung nur in begrenztem Maße ermöglicht, nämlich im Zuge der Portofolioabsicherung von Festzinsrisiken. Das Ziel des IASB besteht darin, ein alternatives Abbildungsmodell für Sicherungsmaßnahmen zu erwägen, das letzten Endes zu einer Ablösung der Portfoliozinssicherung in IAS 39 und zu einer größeren Anwendbarkeit auch auf andere Risikoarten führen würde.  

Aufgrund der damit verbundenen Komplexität und der Schwierigkeiten, ein einziges Modell in einem Standardentwurf vorzuschlagen, hatte der IASB beschlossen, das Themengebiet Macro Hedging aus der Projektphase zur allgemeinen Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen auszuklammern und als ersten Schritt im Rahmen des Konsultationsprozesses zunächst ein Diskussionspapier zu veröffentlichen, um eine Bandbreite an möglichen Alternativen zu erwägen. Dies gibt den Adressaten nunmehr die Möglichkeit, dem IASB Rückmeldungen zu diesen Alternativen zukommen zu lassen und Vorschläge zu unterbreiten, wie der IASB in dem Projekt fortfahren soll.

 

Zusammenfassung des Kernvorschlags

In dem Diskussionspapier mit dem Titel Bilanzierung dynamischer Risikomanagementtätigkeiten – ein Neubewertungsansatz für Portfolien bei Macro Hedging wird ein sog. 'Neubewertungsansatz' vorgeschlagen. Dabei handelt es sich um ein vergleichsweise einfaches Konzept, bei dem die Bewertung eines Portfolios an Risikopositionen um Änderungen des gesicherten Risikofaktors angepasst wird. Der damit einhergehende Bewertungserfolg wird im Periodenergebnis erfasst und so ein natürlicher Ausgleich der Bewertungsänderungen aus den Derivaten erreicht, die zur Absicherung dieser Risiken eingesetzt und ebenfalls ergebniswirksam bewertet werden.

Die Zielsetzung dieses Modells besteht darin, weniger operationelle Hürden als bei einer Anwendung der allgemeinen Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen auf dynamische Portfolien aufzustellen und dynamische Risikomanagementaktivitäten eines Unternehmens getreuer abzubilden, um so zu einer aussagekräftigeren und transparenteren Rechnungslegung beizutragen. Das Modell ist kein reines Fair-Value-Modell, d.h. die Risikopositionen werden lediglich in dem Maße neubewertet, wie es Wertänderungen, die auf das abgesicherte Zinsrisiko zurückgehen, nicht jedoch Wertänderungen infolge anderer Risikoarten wie bspw. dem Kreditrisiko. Die Auswirkungen anderer Risikoarten werden vielmehr entsprechend der normalen Bilanzierungsvorschriften für Aufwendungen und Erträge abgebildet. So würde bspw. die Abgrenzung des einem Kreditkunden in Rechnung gestellten Bonitätsspreads in gewohnter Weise über die Zinsabgrenzung erfolgen.

Beispiel

Man stelle sich eine Bank vor, die Portfolien finanzieller Vermögenswerte (bspw. Kredite) und Verbindlichkeiten (z.B. Kundeneinlagen) hat und die sich ergebende Zinsrisikoposition aus diesen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten unter Verwendung von Zinsswaps absichert. Die Anwendung des Modells würden bedeuten, dass das gesteuerte Portfolio im Hinblick auf Änderungen der Zinsrisikoposition neubewertet würde (wobei eine Beurteilung der Sicherungseffektivität nicht erforderlich ist). Die zur Absicherung des Zinsrisikos eingesetzten Derivate würden ergebniswirksam bewertet und deren Wertänderungen im Periodenergebnis erfasst. Der Nettoergebniserffekt in der Gewinn- und Verlustrechnung entspräche der verbleibenden offenen Risikoposition der Bank nach Absicherung des Zinsrisikos. Das Neubewertungsmodell stellt eine überlagernde Anpassung der üblichen Bilanzierung nach IFRS 9 dar. Das bedeutet, dass zunächst die bekannten Ansatz- und Bewertungsvorschriften für finanzielle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten angewendet werden, bevor eine Neubewertungsanpassung vorgenommen würde.

 

Komplexität und Fragestellungen

Ein Portfolioneubewertungsmodell würde viele der Bilanzierungsprobleme adressieren, die bei der Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen auftreten. Das Modell könnte zudem, sofern sachgerecht weiterentwickelt, eine Alternative für die Abbildung von Sicherungsmaßnahmen im Abschluss neben dem bestehenden Fair Value und Cash Flow Hedge Accounting darstellen, die zu einer eher den wirtschaftlichen Verhältnissen entsprechenden Abbildung der Risikomanagementtätigkeiten auf Portfolioebene führen würde. Allerdings geht dies mit der Komplexität einher, zu bestimmen, welche Risikopositionen in die Neubewertung einzubeziehen sind und wie die Neubewertung zu bemessen und auszuweisen ist.

Daher erbittet der IASB im Diskussionspapier um Rückmeldungen zu einer ganzen Reihe verschiedener Aspekte des Modells:

  • Sollten erwartete Geschäftsvorfälle in der Bilanz erfasst und bewertet werden?
  • Sollte das ganze Portfolio, das dem gesicherten Risiko ausgesetzt ist, bewertet werden oder lediglich jener Teil, der auch gesichert wurde?
  • Kann lediglich die unterste Schicht eines Portfolios neubewertet werden?
  • Sollten Sichteinlagen, im Entstehen befindliche Geschäfte sowie das Eigenkapitalbuch für eine Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen infrage kommen?
  • Können interne Derivate verwendet und abgebildet werden?
  • Bestehen weitere Ausweis- und Angabealternativen?
  • Welche praktischen Erleichterungen sind notwendig, um das Modell zur Anwendungsreife zu bringen? Können bspw. interne Transferpreise verwendet werden?

Diese und weitere Fragen werden in dem Papier diskutiert, und der IASB bittet um Rückmeldungen, um zu verstehen, ob das vorgeschlagene Modell nützliche Informationen bereitstellen und anwendbar sein würde. Die Frist zur Übermittlung von Stellugnahmen endet am 17. Oktober 2014.

 

Weiterführende Informationen

Am 29. April 2014 bietet der IASB außerdem zwei live ausgestrahlte Internetpräsentation zur Einführung in das Diskussionspapier an. Sie können sich über die nachfolgenden Verknüpfungen auf die Internetseite des IASB für die Teilnahme registrieren: 10:00h oder 14:00h (jeweils Londoner Zeit).

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